Staring Girl live in Hamburg 2023

Staring Girl live Hamburg Knust 2023 by Gérard Otremba Sounds & Books

Die Hamburger Band Staring Girl stellte im Knust ihr neues Album „Schräg fällt das Licht“ vor

Bereits 2005 von Steffen Nibbe während seines Studiums in Kiel gegründet, veröffentlichten Staring Girl sieben Jahre später bei K&F Records das Debütalbum „Sieben Stunden und 40 Minuten“. Mit Nibbes Umzug nach Hamburg veränderte sich das Band-Line-Up komplett. 2015 stießen die drei ehemaligen Mitglieder von Gisbert zu Knyphausens Begleitband hinzu, Gitarrist und Keyboarder Gunnar Ennen, Gitarrist Jens Fricke und Frenzy Suhr am Bass,  Robert Weitkamp am Schlagzeug komplettierte die neuformierten Staring Girl. Im November des gleichen Jahres traf auch Sounds & Books erstmals auf die Hamburger Americana-Folk-Rock-Band, als das Quintett beim „10 Jahre Omaha Records Festival“ in der Molotow-SkyBar auftrat und mich an den drei Jahr zuvor verstorbenen Nils Koppruch und natürlich auch an Gisbert zu Knyphausen erinnerte.

The Act als Support

Es war klar, dass ich den weiteren Weg dieser Gruppe verfolgen würde. In neuer Konstellation folgte dann 2018 ihre zweite Platte „In einem Bild“, auf der auch Spurenelemente von Neil Young und Wilco zu erkennen waren. Gemeinsam mit ihrem neuen Drummer Lennart Wohlt, der 2019 Weitkamp ersetzte, nahmen Staring Girl ihr drittes Album „Schräg fällt das Licht“ auf, das sie am 14.01.2023 mit einer Release-Show im Hamburger Knust vorstellten. Im Knust treten Staring Girl sehr gern auf, wir berichteten schon über ihre Konzerte 2016, 2018 und 2020. Als Vorband trat das Hamburger Duo The Act auf, bestehend aus Sänger und Gitarrist Felix Roll, auch bekannt als Schlagzeuger von Jenobi und Torpus & The Art Directors, und Lorena „Lolo“ Clasen an Synthesizer und Backing Vocals (ebenfalls Jenobi), die das Publikum mit zauberhaftem  Indie-Dream-Elektro-Folk-Pop (Debüt-EP erscheint im März) in Stimmung brachten, bevor Staring Girl um 21.30 Uhr die Knust-Bühne betraten.

Alle Songs des des neuen Staring-Girl-Albums „Schräg fällt das Licht“

Wie es sich für eine Album-Release-Show gehört, spielten die Gruppe sämtliche Titel des am Vortag erschienenen Werks „Schräg fällt das Licht“, vom Konzertauftakt „Farben“, bis zum abschließenden „Endhaltestelle“. Und man hört ja der angenehm unaufgeregten, nachdenklich-melancholischen und sonoren Stimme von Sänger und Gitarrist Steffen Nibbe so gerne zu, mit der er seine unprätentiösen, aber feinfühligen Alltagsbeobachtungstexte vorträgt. Wenn in „Menschen in Geschichtsbüchern“ eine Frau ihre Zeit „verplempert“, den Vögeln zuhört und den Wolken hinterhersieht. Oder er eine Reise in die Jugend, in die Zeit der ersten selbst gegründeten Bands in „Treppenhaus“ wagt. Sogar einen selbsternannten „Happy-Song“, bandintern auch „Ringo-Song“ genannt, haben sie nun mit „Parkplatz“ im Repertoire, ein weiterer Beweis für die von Steffen Nibbe bei der Ansage für „Menschen in Geschichtsbüchern“ erwähnte neue Leichtigkeit in den Songs von Staring Girl.

Das perfekte Ende

Während Frenzy Suhr zumeist stoisch im Sitzen seinen Bass bediente und Lennart Wohlt durch sein filigranes Schlagzeugspiel zu gefallen wusste, setzte Jens Fricke mit seiner Gitarrenarbeit besonders in „Die Liebe ist von allem das Größte“ Akzente und Gunnar Ennen sorgte bei „Schräg fällt das Licht“ für einen ersten Nels-Cline-Moment an diesem Abend (und bereitete sich schon mal auf eine Karriere als Ansager vor). Zwischen den dreizehn neuen Songs streute das Kollektiv einige ihrer schönsten älteren Songs wie „Diebe Halunken und Leute“, Lächeln und reden“ und „Viertel vor Nichts“.

Sowie die beiden Zugaben „Jeder geht Allein“ – einst von Gisbert zu Knyphausen vollkommen zu Recht gecovert – und das epische „Schwarz zu Weiß“. Das Staring-Girl-Nonplusultra-Lied, diese überragende Vermählung aus Neil Young und Wilco, für das sogar die acht Minuten zu kurz sind, es könnte ewig mit diesem Feuerwerk von einem Song so weitergehen, und mit dem jedes Staring-Girl-Konzert sein würdiges Ende findet. Denn danach kann prinzipiell nichts mehr folgen. So auch gestern nach zwei Stunden im Hamburger Knust. Ein perfektes Ende für einen großartigen Auftritt, der die Besucher vollend zufrieden stellte.

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