Spoon: Hot Thoughts – Albumreview

Ein ziemlich perfektes Pop-Rock-Album von Spoon

Mit dem neuen Album Hot Thoughts haben Spoon ihren vorläufigen kreativen Karrierehöhepunkt erklommen. Hot Thoughts ist das neunte Album der seit 1993 existierenden Rock-Band, die sich scheinbar mit jeder Platte allen gängigen Genrebezeichnungen zu entziehen versucht. Sänger, Gitarrist und Gründungsmitglied Britt Daniel, Schlagzeuger Jim Eno, Bassist Rob Pope und Keyboarder und Gitarrist Alex Fischel sind auf dem neuen Spoon-Opus so arty wie es für den Pop-Rock noch erträglich ist und überbieten sich an Ideen, für die auch Damon Albern seine Seele an den Teufel verkaufte. Oder auch Paul McCartney, wenn er sich „Tear It Down“ anhört, das an die genialen, späten Beatles-Entwürfe erinnert und jederzeit auf „Abbey Road“ Platz gefunden hätte.

Im pulsierenden Disco-Rock von „Shotgun“ vermischen Spoon das Riff des Kiss-Klassikers „I Was Made For Loving You“ mit Funk und moderner Clubsoundatmosphäre, dass es eine Freude ist. Mit Hot Thoughts entführen uns Spoon auf eine abenteuerliche Reise, die im titelgebenden Albumopener mit einem überraschenden, kurzen, aber markanten Freudenschrei beginnt und beim abschließenden „Us“ mit edlen und gleichwohl schrägen Saxophonklängen endet. Dazwischen Songs, die sich an überbordender Lebendigkeit selbst übertreffen. Der stampfende Rhythmus und voluminöse Beat in „Do I Have To Talk You In To It“ macht einen ganz wuschig und crazy, doch überzeugt der Song  noch durch eine saloppe Coolness.

„First Caress“ ist einwandfreier, groovender Disco-Pop, aber Spoon reichern das Stück natürlich mit diversen, nur scheinbar Verwirrung stiftenden Ablenkungsmanövern an. Das sich langsam aus seinem Synthie-Kokon befreiende „WhisperI’lllistentohearit“ erschlägt einen mit strotzender Dynamik, während „Pink Up“ wie ein sechsminütiges Interludium wirkt, vergleichsweise verträumt und von schleichender Art, aber detailversessen arrangiert. Den funky Tanzmodus schalten Spoon für „Can I Sit Next To You“ ein, betätigen sich jedoch als rhythmische Fallensteller und die Ballade „I Ain’t The One“ flirtet mit dem Cosmic-Pop. Hot Thoughts bietet Abwechslung pur. Mit jedem Hördurchgang findet man eine neue erfreuliche Kleinigkeit. Ein ziemlich perfektes Rock-Pop-Album.

„Hot Thoughts“ von Spoon ist am 17.03.2017 bei Matador erschienen.

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