Spiritworld: Deathwestern – Albumreview

Spiritworld Deathwestern Cover Century Media

Spiritworld: Auf-Die-Glocke-Fusion aus Sin City

Der Mix traditioneller, mehr oder weniger folkloristischer Töne aus heimatlichen Gefilden mit der Lautstärke, Geschwindigkeit und Aggression des Punk oder Metal fristet ein Nischendasein zwischen den Genres, welches selten die verdiente Anerkennung von Puristen erfährt. Als wäre es ein Verbrechen, mehrere Genres zu lieben. Ungerechterweise klappt, kommerziell gesehen, dagegen die verwässerte Überführung von bekannten Rockklassikern in Country- oder Folkgewänder ganz vorzüglich. Vielleicht liegt es daran, dass man in so einem Fall keine neuen Songs entdecken muss. Was nordische Krawallschachteln mit der Verbindung aus diversen, kalten Metalsounds mit Folklore aus Skandinavien versuchen, fabrizieren Musizierende aus dem Süden der USA indem sie Country oder Bluegrass mit Hardcore, Punk, Southern-Rock, Death- oder Thrash- Metal fusionieren – am eindrucksvollsten gelingt das Hank III, dem Enkel der Country-Ikone Hank Williams, der seine Livesets unterteilt in Hillbilly- und Thrashmetalparts.

Trash- wie Thrash bei Spiritworld

Spiritworld Deathwestern Cover Century Media

Stu Brundy aka Stu Folsom hat ähnliche Vorlieben. Mit seiner Hardcore-Truppe Folsom spielte er Hardcore mit Countrythemen, mit Spiritworld haut er diesbezüglich noch mal schwer einen drauf. „Pagan Rhythms“, das 2020 veröffentlichte Debüt, warb noch mit einem Cover, das ebenso von einer skandinavischen Black Metal Band hätte verwendet werden können – „Deathwestern“, der am Freitag erscheinende Nachfolger, bringt die Synthese von groovigem Thrashmetal mit HC-Anleihen sowie Westernthemen nun noch einen Schritt weiter und optisch nach Hause in den Wilden Westen. Und etabliert dabei außerdem noch die Synthese zweier literarischer Bereiche, die man höchstens aus Pulp- bzw. Groschenheftchen kennt oder aus filmischen Hommagen daran: Western und Horror.

Mehr „Bone Tomahawk“ als Cormac McCarthy, also. Folsom vertreibt solche Stories (sein Band „Godlessness“ kann auf der Bandhomepage erstanden werden) und vertont sie eben mit Spiritworld – auf dem Zweitling nun ein wenig diverser als auf dem Debüt, das mit anderer Thematik musikalisch als lupenreines Riff-Massaker durchgegangen wäre.

Ein fetter Spaß

„Mojave Bloodlust“, der Opener von „Deathwestern“ klingt noch nach Country-Music, die nicht weit entfernt ist von der Art und Weise, wie The Bosshoss sie spielen und (leider) weniger als z.B. Wovenhand, bevor es mit dem Titelsong gleich mal wieder eins auf die Glocke gibt. Sehr viel mehr als auf dem Debüt tut sich musikalisch dann leider auch nicht in Richtung Rootsmusic, das verbinden andere dann doch weit mehr als die Truppe um Stu Folsom und den Bassisten Justin Fornof, den man vielleicht von der Metalcore-Truppe Wristmeetrazor kennen könnte. Für ein paar originelle Farbtupfer auf einem Billing mit Bands wie Obituary, Devildriver oder Power Trip reicht es jedoch auf jeden Fall, vor allem, wenn man die Lyrics dazu verfolgt. Live sicher ein fetter Spaß.

„Deathwestern“ von Spiritworld erscheint am 25.11.2022 bei Century Media. (Beitragsbild: Albumcover)

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