Die sagenhafte Intimität, mit der Sophie Jamieson bereits auf ihrem LP-Erstling faszinierte, bewahrt sich die britische Singer-Songwriterin auf auch ihrem neuen Werk, gleichzeitig sind ihre eindringlichen Indie-Folk-Songs aber nun spürbar verspielter, wenn sie über das Leben, die Liebe und unausweichliche Verluste sinniert
von Carsten Wohlfeld
Auf ihrem brillanten Album-Erstling „Choosing“ löste Sophie Jamieson vor rund zwei Jahren das Versprechen ein, das sie schon vor Jahren mit ihrer verheißungsvollen ersten EP „Where“ gegeben hatte. Auf den Schultern von Gigantinnen wie Sharon Van Etten, Lisa Germano oder PJ Harvey begeisterte sie damals nicht nur mit klanglich herrlich unverfälschten Songs, die im Spannungsfeld von Intimität und Intensität sofort unter die Haut gehen, sondern auch durch die entwaffnende Ehrlichkeit ihrer Texte, mit denen sie ihren langen Weg vom Abgrund der
Selbstzerstörung zurück ins Licht nachzeichnete. Mit „I Still Want To Share“ macht sie nun konsequent den nächsten Schritt.
Rohe Emotionen und funkelnde Dramatik
Auch auf „I Still Want To Share“ steht Jamiesons bewusst nicht unter Effekten begrabene Stimme im Mittelpunkt, doch wo die Songs auf „Choosing“ oft gar nicht roh und reduziert genug sein konnten, um die innere Zerrissenheit der Protagonistin ungeschönt in Töne zu übersetzen, sind die neuen Lieder merklich detailreicher ausstaffiert und klingen oft deutli…