Sophia Hembeck: Things I Have Noticed – Essays

Sophia Hembeck Pressefoto

In zwölf Essays schreibt Sophia Hembeck über das Erwachsenwerden

Sophia Hembeck schreibt in „Things I Have Noticed“ über den Prozess des Erwachsenwerdens und teilt ihre zwölf Essays in drei Abschnitte auf: Leaving, Searching und Finding. Sie beginnt mit dem schmerzhaften Verlassen (“Leaving”), geht von dort aus weiter in manchmal verzweifelter Suche (“Searching”) und findet schließlich ihren Platz dort, wo sie ihn nicht unbedingt vermutet hätte (“Finding”). Sie schreibt ihre Memoiren mit 30 Jahren, was einerseits ungewöhnlich sein mag, wie sie selbst anmerkt, im Grunde aber folgerichtig ist. Denn in diesen drei Jahrzehnten geschieht häufig Elementares, so auch bei Sophia Hembeck. Visuell ist das Buch eine Perle in Azurblau, versetzt mit Bildern der Autorin, die dafür eine alte Fotografietechnik nutzte. Stark und zart wirken diese Fotografien und bilden eine perfekte Verbindung zum Inhalt des Essaybandes. 

Das Suchen nach der eigenen Stimme in einer männlich dominierten Gesellschaft

Sophia Hembeck Things I Have Noticed Cover

Sophia Hembeck wächst in einer Kleinstadt auf, verlässt Elternhaus, Schule, Freunde, Orte und sucht, versucht sich an neuen Orten und Identitäten. Sie geht mit 16 Jahren für ein Austauschjahr nach Thailand, einige Jahre später nach dem Schulabschluss Richtung Bochum, um etwas zu studieren, was sie nicht wirklich studieren will. Schließlich landet sie doch noch im verheißungsvollen Berlin mit einem begehrten Studienplatz im „Szenischen Schreiben“ an der Universität der Künste (UdK), um festzustellen, dass sie auch diesen Ort wieder verlassen muss. Sie sucht ihren Platz. Der wird begleitet von der Idee, wie Frau/ Künstlerin in Berlin zu sein hat.

Flankiert wird diese Vorstellung außerdem von den Be- und Verurteilungen hoch ambitionierter männlichen Kommilitonen. Vielen Leser:innen wird es schmerzlich bekannt vorkommen, stehen diese Erfahrungen für so viele Lebensbereiche in unserer männlich dominierten Gesellschaft. Die Autorin sucht ihre Stimme, verliert sie zwischendurch, findet sich neu. Im ersten Essay der Rubrik “searching”, der mit dem Satz beginnt “Every time I see “fragile” written on a parcel, I think: Me, too”, hat Sophia Hembeck eine deutlich klare Stimme entwickelt: “Well. Fuck you Johannes! (…) I create my characters however I view reality and you will have to deal with ex-housewives in their mid-fifties, going through meno-pause, being incredible mad at their ex-husbands for marrying a younger wife.”

Sophia Hembeck schreibt ein klares, durchlässig schönes Englisch

Formal geht Sophia Hembeck klug vor und weiß um ihr Können. Jeder Essay wird eingeklammert von einem ersten Satz/ Zitat, der einleitet und zugleich (ironisch) reflektiert wird. Sie schreibt ein präzises und klares Englisch, dass immerhin als Fremdsprache so durchlässig und schön ist, dass die Sammlung alleine dafür gelesen werden sollte. Ab und zu, wenn die Wut von der Ironie gedeckelt werden soll, versteigt sie sich in Fußnoten, die das Lesen in eine Art Ping Pong verwandelt. Am Ende sei ihr das aber gegönnt. Es unterstreicht das, was sie sein will und was sie zu einer starken Künstlerin macht:  eine Autorin mit Emotionen und deutlicher Sichtbarkeit.

Weitere Informationen über Autorin und Buch sind auf der Homepage der Künstlerin erhältlich. (Beitragsbild: Pressefoto, privat)

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