Sophia: As We Make Our Way (Unknown Harbours) – Album Review

Eine feste Größe im Indie-Pop-Kosmos

von Gérard Otremba

Ähnlich wie zuletzt Robert Forster hat auch Robin Proper-Sheppard sieben Jahre benötigt, um ein neues Album auf den Markt zu bringen. Proper-Sheppard ist der Mastermind hinter der Band Sophia, die als Projekt seit Mitte der 90er Jahre existiert und nach dem Tod des Bassisten Jimmy Fernandez aus der damals aufgelösten Band The God Machine entstand. In seiner Rolle als Sänger, Texter und Komponist von Sophia ging Robin Proper-Sheppard als der schwermütige, waidwunde Schmerzensmann in die Geschichte des Indie-Pop ein. Ein Musiker, der in seinen Texten und Melodien gerne sein Innerstes nach außen kehrt und mit dem letzten Sophia-Album There Are No Goodbyes eine unendlich traurige Trennungsplatte veröffentlichte.

Allerdings möchte Robin Proper-Sheppard „nicht als der Musiker bekannt sein, der immer nur dann eine Platte aufnimmt, wenn er eine schwere Trennung verarbeiten muss“. Was jedoch nicht heißt, dass er auf As We Make Our Way (Unknown Harbours) plötzlich zum lustigen Alleinunterhalter geworden ist. Aus der melancholischen Ecke kommt Proper-Sheppard nicht mehr raus, ohne sie kann er nicht. Über 50 Songs hat er in den letzten sieben Jahren geschrieben, zehn haben es auf As We Make… geschafft und der Kalifornier, der aus London nach Brüssel zog, fand dort einen sich mit Sounddesign beschäftigenden Studiengang, der auf das Album abfärbt. So erstrahlt das langsam und majestätisch dahinfließende, zum Erbarmen schöne „The Drifter“ im hellen Glanz und doch traurig und wehmütig. Andere Songs, wie „Resisting“, „St. Tropez / The Hustle“ und „You Say It’s Alright“, spielen mit dem Future-Indie-Pop der Flaming Lips oder von Mercury Rev, dann darf es auch etwas opulenter im Soundgefüge zugehen.

Proper-Sheppard spielte viele Instrumente selbst ein (Gitarre, Piano, Synthesizer), lediglich Schlagzeuger Jeff Townsin und Bassist Sander Verstraete dienten als Backing Band und wurden von einzelnen Musikern unterstützt, die mit „California“ einen der eindrucksvollsten Gitarren-Indie-Pop-Songs seit dem Ende der Go-Betweens einspielten. Das elegische „Don’t Ask“ empfängt den Hörer in wärmenden Farbtönen, auch „Blame“ tröstet mit seiner melancholisch-romantischen Atmosphäre. Und ja, so richtig schmerzhaft wird es im sehnsüchtigen „Baby, Hold On“, fast zu schön, um wahr zu sein. In überwältigender Grandezza und mit Sturm und Drang endet dieses vorbildhafte Indie-Pop-Album mit „It’s Easy T Be Lonely“. Einsamkeit kann so einfach sein, man benötigt nur die richtige Musik und die befindet sich auf As We Make Our Way (Unknown Harbour) von Sophia.

„As We Make Our Way (Unknown Harbour)“ von Sophia ist am 15.04.2016 bei The Flower Shop Recordings / Motor / Edel erschienen.

 

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