Songwriterin Masha Qrella im Interview

Masha Qrella Pressefoto Staatsakt

Sie gilt als eine der besten deutschen Popmusikerinnen, jedes Album wird gefeiert. Wir haben mit Masha Qrella über ihr neues „Songbook“ gesprochen.

Interview von Werner Herpell

Den Durchbruch in den Mainstream hat sie auch nach eigenem Bekunden, und wohl ohne allzu großes Bedauern, bisher nicht geschafft. Dabei gehört Masha Qrella (mit bürgerlichem Namen Mariana Kurella) schon seit vielen Jahren, nein Jahrzehnten zu den spannendsten, innovativsten deutschen Popmusikerinnen. Zuerst als Protagonistin der Berliner Postrock-Szene der 1990er mit den Bands Contriva und Mina, dann seit 2002 solo mit tollen Alben bei den Indie-Labels Monika Enterprise, Morrmusic und Staatsakt, wo vor vier Jahren auch ihre gefeierte Thomas-Brasch-Vertonung „Woanders“ erschien.

Nach einem Electropop/Krautrock-Duo-Album mit der befreundeten Julia Kliemann unter dem Moniker Halo (2024) beschert uns die 49-Jährige nun ein Solowerk voller persönlicher „Lieblingssongs“ (sechs teils unerwartete Cover, sechs Eigenkompositionen), das sie mit schon lange vertrauten Musikern wie Andi Haberl (Drums), Michael Mühlhaus (Keys) und Andreas Bonkowski (Gitarre, Bass, Keys) eingespielt hat. Oder, wie Sounds & Books in einer Review bilanzierte, „eine liebevoll zusammengestellte, charmant-leichtfüßige und zugleich anspruchsvolle Indiepop-Platte“, die „die gut 20-jährige Solokarriere von Masha Qrella gleichsam kongenial zusammenfasst“. Wir haben mit Masha Qrella im Berliner Ortsteil Wedding über ihr „Songbook“, den Wert von liegengebliebenen Liedern, unpeinliche Coverversionen und ihr Leben als Musikerin jenseits der Charts gesprochen.

Wundertüte mit lauter „Lieblingssongs“

Masha, dein neues „Songbook“ besteht aus zwölf deiner „Lieblingssongs“ – darunter sechs sehr unterschiedliche Coverversionen, sechs Eigenkompositionen. Neu aufgegriffenes Material für TV-Projekte, ein Instrumental, eine Novalis-Vertonung auf Englisch, ein Textbaustein von Alexander Osang, eher zufällige „Nebenprodukte“ von Aufnahmesessions. „Quite a mixed bag“, wie die Briten sagen. Gibt es trotzdem eine Art roten Faden? Oder ist dies „eine Wundertüte, in der die einzelnen Teile zusammen nicht so richtig einen Sinn ergeben, aber jedes einzelne Teil dafür ziemlich toll ist“, eine „Rumpelkammer mit Pop-Gold“, wie Thomas Winkler vom „Musikexpress“ schreibt?

Masha Qrella: Das kannte ich noch gar nicht. „Rumpelkammer mit Pop-Gold“. Interessant… (lacht).

Ist das Verbindende vielleicht, dass es keine Verbindung gibt?

Masha Qrella: Die Verbindung bin ja ich. Ich finde schon, dass man die Songs in einen Zusammenhang stellen kann. Wenn sich keine Erzählung ergeben hätte für mich, hätte ich das wahrscheinlich auch

nicht gemacht. Ich hatte erst an eine EP gedacht, und dann habe ich aber Gefallen daran gefunden, auch mal diese Seite ausführlicher zu erzählen: Nebenprojekte und liegen gebliebene Arbeiten, Momentaufnahmen von Begegnungen, die mir persönlich total wichtig sind und die oft zu kurz kommen in der Rezeption. Eigentlich gibt man damit ja auch einen sehr persönlichen Einblick auf Dinge die unterm Radar laufen. Auch Ablehnung oder Scheitern ist ja Teil einer künstlerischen Biografie. Vor allem entsteht dadurch ein anderer Blick auf den Künstler, den man sonst nicht bekommt. Also Nebenschauplätze zu erzählen – das ist die eine Seite, die mich interessiert hat.

Wichtig war mir aber auch, einen Bogen zu schlagen zu der Zeit vor „Woanders“ (dem großen Thomas-Brasch-Projekt von Masha Qrella), denn ich wollte auf jeden Fall wieder Konzerte spielen und auch alte Songs spielen können, gleichzeitig aber auch da weitermachen wo ich in den letzten Jahren mit „Woanders“ hingekommen bin. Mit de…

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