Soccer Mommy: Color Theory – Albumreview

Soccer Mommy by Brian Ziff

Soccer Mommy besingt weiterhin ihre Schmerzen, diesmal düster und leichtfüßig

Sophie Allison, aka Soccer Mommy, wurde Mitte der Zehner-Jahre via Bandcamp bekannt. Dort veröffentlichte sie als Teenager Schlafzimmer-Folk-Songs für Menschen, die zwischen Langeweile, Lustlosigkeit, Angst und Depression schwankten und ihre Wohnung, respektive ihr Bett, gar nicht mehr verlassen wollten. 2018 veröffentlichte Allison mit „Clean“ ihr erstes in einem Studio aufgenommenes Album und stieg zum musikalischen Sprachrohr all der geschundenen Seelen auf. Das Album fand sich auf diversen Bestenlisten wieder, Tourneen im Vorprogram von Vampire Weekend und Wilco waren die Folge.

Der Seelenballast von Soccer Mommy

Soccer Mommy Color Theory Cover Caroline International

Mit „Color Theory“ macht die 22-jährige Songwriterin thematisch dort weiter, wo sie mit „Clean“ aufgehört hat. Das Besingen von Krisen, Schmerzen, Krankheiten, Psychosen, den Tiefpunkten des Lebens, die sie seit der Teenagerzeit begleiten und deren Folgen. Soccer Mommy ist zwar immer noch die junge Frau an der Klampfe, findet mit den zehn neuen Songs indes zu mehr Pop, zu mehr Melodie, mehr Catchyness. Schwermut und Melancholie sind jedoch nach wie vor allgegenwärtig in ihren Kompositionen, die in „Circle The Drain“ nahezu beschwörend und magisch sowie mit ungeheurer Leichtfüßigkeit in Szene gesetzt worden sind. In „Night Swimming“ hören wir dem Rauschen der Wellen zu, ein Stein versinkt auf dem Grund und mit ihm werfen wir den ganzen Seelenballast ins Meer.

Sophie Allisons Farbenlehre

Sophie Allison kann so unglaublich traurig singen und zeigt diese Kunst am schönsten bei „Yellow Is The Colour Of Her Eyes“, eine siebenminütige, schwebende Ode an ihre kranke Mutter, die ins störrische Gitarrengefrickel mündet. Allison teilt ihre Farbenlehre in Blau, Gelb und Grau ein.  Blau für depressive Episoden und Selbstverletzungen, Gelb für geistig-körperliche Gebrechen und Grau für die die Verlustängste. Dementsprechend beenden die bedächtigen, sanft düsteren Indie-Pop-Stücke  „Up The Walls“, „Stain“ und „Grey Light“ das Album. Dazwischen das illuminierend-aufbrausende „Lucy“ und davor ein jingle-jangle-artiges „Crawling In My Skin“. Eine Farbpallette des Schmerzes, von Soccer Mommy auf beeindruckende Art in zehn illustre Songs gegossen.

„Color Theory“ von Soccer Mommy ist am 28.02.2020 bei Caroline International erschienen. (Beitragsbild von Brian Ziff)

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