Sleaford Mods: English Tapas – Album Review

Minimalisten-Punk mit Flaschenbier und Laptop

Punks, Hip-Hopper, Prolls und Hipster: Sleaford Mods haben Anhänger aus ganz verschiedenen Subkulturen. Ihr Erfolgsrezept ist schlicht. Auf einen brachialen und kantigen Sound feuert Sänger Jason Williamson wortgewaltig seinen Frust ins Mikro. Immer mit geballter Faust und geschwollener Halsschlagader. Mit Flaschenbier und Laptop. Minimalisten-Punk also. Aber mit maximaler Wirkung. Wie Rattenfänger zieht das Duo aus Nottingham über die Dörfer und sammelt Seelen ein. Neun Alben und drei EPs in zehn Jahren haben die beiden bereits aufgenommen. Eine beachtliche Leistung, zumal sie das Niveau mit jeder Veröffentlichung immer weiter nach oben schrauben konnten.

Das kann man auch von „English Tapas“ behaupten. Die zwölf neuen Stücke haben nicht einen Deut rohen Charmes eingebüßt und sind doch etwas ausgereifter und variabler als das Material auf den Vorgängern. „Time Sands“ zum Beispiel arbeitet mit dem Grillenzirpen als Rhythmusgeber und ungewöhnlich melodischem Refrain. „I Feel So Wrong“ ist ein bassgetriebener Club-Track. „Moptop“ ist mitreißender 80s-Waschkeller-Punk. Am stärksten ist „Cuddly“, in dem Williamson seine Strophen nur über einen kargen Beat rappt, während im Refrain vereinzelte Synthie-Farbtupfer die Atmosphäre prägen.

Die englischen Tapas sind keine süßen Leckereien, keine Gaumenschmeichler. Es braucht viel Bier, um sie hinunterzuspülen. Williamson ist ein bemerkenswerter Erzähler. Clever. Schonungslos. Ehrlich. Wie ein Korrespondent berichtet er von den Schauplätzen und Tatorten in einer aus den Fugen geratenen Stadt, die überall sein kann. Vielleicht ist das der Grund, warum Sleaford Mods den Nerv so vieler Menschen treffen. Sleaford Mods sind auf der Bühne immer ein Ereignis. Im März kommen sie für einige Termine nach Deutschland. Es wird sich lohnen, hinzugehen. Nicht zuletzt, weil man dort viele der neuen Stücke zum ersten Mal wird live hören können.

„English Tapas“ von Sleaford Mods erscheint am 03.03.2017 bei Rough Trade / Beggars Group.

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