Sheryl Crow: Feels Like Home – Album Review

Eine souveräne und routinierte neue Country-Rock-Pop-Platte von Sheryl Crow 

von Gérard Otremba

Nachdem Sheryl Crow Ende der 80er als Backgroundsängerin von Michael Jackson engagiert wurde, dauerte es bis 1994, ehe die damals 32-jährige Sängerin und Songwriterin mit dem Hit „All I Wann Do“ und dem dazugehörigen Debütalbum Tuesday Night Music Club für Furore sorgte. Trotz des immensen Erfolges (Top-10-Platzierungen in den USA, UK und Deutschland, dazu drei Grammys), blieb im Nachhinein ein gewisser Makel an Sheryl Crow hängen, die sich breitwillig als mehr oder weniger allein für die Platte Verantwortliche vermarkten ließ, obwohl der „Tuesday Night Music Club“ der Name der Band hinter dem Album war und diese einen Löwenanteil zu der Entstehung des Longplayers beitrug.

Trotz jener Dissonanzen überzeugte nicht nur die erwähnte Hitsingle den Mainstream, mit „Run, Baby, Run“, „Leaving Las Vegas“ und „Can’t Cry Anymore“ hatte das Album auch wesentlich interessantere Songs zu bieten. Auf den Fotos des 1996 erschienenen Nachfolgers Sheryl Crow hielt die Glitzerwelt des Pop Einzug in die Garderobe der 1962 in Kennett, Missouri, geborenen Musikerin und warf mit „If It Makes You Happy“ einen unwiderstehlichen Ohrwurm ab. Man hielt Frau Crow auch noch bei The Globe Sessions und C’mon, C’mon die Treue, doch dann verliert sich ihre musikalische Spur. Ohnehin war Crows Privatleben medial präsenter als ihre Musik. Die Liaison mit Edel-Doper Lance Armstrong sowie ihre Brustkrebsbehandlung füllten die Seiten der Klatschpresse. Seit einigen Jahren plagt sie sich nun mit einem wohl gutartigen Gehirntumor, hat aber in der Nähe von Nashville ein neues Zuhause gefunden und so verwundert der Titel ihrer neuen Platte nicht. Das neunte Studioalbum Feels Like Home ist eine präzise Roots-Platte geworden. Nichts Außergewöhnliches, aber das, was Sheryl Crow beherrscht: Country-Rock mit einer Prise Pop versehen.

Manchmal gerät dann zwar eine Streicherballade wie „Waterproof Mascara“ dann doch zu schwülstig und überladen, Crows Stimme gar überkandidelt, doch die Streicherarrangements auf „Homecoming Queen“, nebst Akkordeon und Fiddle, bügeln den Fauxpas wieder aus. Selbstverständlich sind alle weiteren elementaren Stilelemente des Country-Rock-Pop auf Feels Like Home versammelt. Die Steel-Gitarre, die Slide-Gitarre, Harmonica,  auch Dobro, Clavinet und Orgel kommen zum Einsatz. Alles perfekt eingespielt, hier sitzt jeder Ton und doch reißt einen das Album nicht wirklich mit. „Crazy Ain’t Original“ ist ein schönes Kleinod, „Callin‘ Me When I Lonely“ der perfekte Autofahrten-Song, „Homesick“ sentimental und sehnsüchtig, „Easy“ und „Nobody`s Business“ angenehmer Nashville-Mainstream-Pop-Rock. Auch „Shotgun“ ist letztendlich ein routinierter Middle Of The Road-Song. Genau wie das ganze Album. Feels Like Home ist eine souveräne und routinierte Mainstream-Country-Rock-Pop-Platte.

„Feels Like Home“ von Sheryl Crow ist am 24.01.2014 bei Warner Music erschienen.

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