Sharon Jones & The Dap Kings live in Hamburg

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von Gérard Otremba

Das war schon eine mächtig heiße Show, die Sharon Jones den Hamburgern geliefert hat. Jedenfalls denen, die ihr Konzert am Mittwoch im Grünspan besuchten. Immerhin eine fast ausverkaufte Halle, die diese Ausgeburt an Temperament wahrscheinlich schon länger nicht mehr live erlebt hat.

Sharon Jones bringt den Grünspan ins Schwitzen

Eigentlich war die Bühne viel zu klein, um Sharon Jones` energiegeladenen Auftritt zu entsprechen, schließlich mußte ihre neunköpfige Band auch noch Platz finden. Es erinnerte dann zeitweise an einen Käfig, wie Frau Jones auf der Bühne von links nach rechts und wieder zurück tigerte. Immer in Bewegung bleiben, in jeder Sekunde merkte man die Überzeugungstäterin in ihr, die diese Mixtur aus Soul, Blues, Gospel, Rhythm & Blues und Funk mit allen Körperfasern lebt und das dem Publikum auch spüren läßt.

Wie einst Aretha Franklin und James Brown

Und wahrlich das Beeindruckende ist die Inbrunst, mit der Sharon Jones zu Werke geht. Sie beherrscht das Repertoire, das den Soul und Blues bestimmt, mühelos: Das Flehentliche, das Preisende, das Anprangernde, das Erzählende, egal, in welchen Höhen und Tiefen sich ihre Stimme bewegt. Man nimmt ihr ab, was man zu sehen und hören bekommt: Dass das Musizieren nicht irgendein Hobby ist, nein, es ist Berufung im besten Sinne des Wortes. Sharon Jones geht völlig in der Musik auf, bis um letzten Schweißtropfen. Und das ermahnt dankenswerterweise an die Altvorderen des Soul, wie Aretha Franklin, James Brown und Otis Redding.

Retro-Sound im Motown-Gewand

Denn genauso klingt denn auch ihre Soul-Variante: Ein superber Retro-Sound, wie aus den Sixties und Seventies gebeamt, im schönsten Motown- und Stax-Gewand. Keine Anbiederung an den seichten und glattgebügelten Möchtegernsoul der zahlreichen „Nu-Soul“-Divas, das hat Sharon Jones nicht nötig. Bei ihr herrscht noch das gewisse Etwas, das intuitive Feeling, das den Soul und den Blues so leidenschaftlich werden läßt. Die Stimme von Sharon Jones beherrscht den Raum, unterstützt wird sie von den Dap Kings, einer neunköpfigen Rhythmusgruppe, bestehend aus zwei Saxophonisten, einem Trompeter, einem Schlagzeuger, zwei Gitarristen, einer Bassisten sowie zwei Backgroundsängerinnen. Mächtig viel Dampf dahinter also, kein Wunder, dass Sharon Jones, dermaßen angefeuert, mächtig ins Schwitzen geriet.

Romantik und zündende Songs

Und eine romantische Ader scheint Frau Jones auch noch zu haben. Plötzlich holte sie sich an die zehn junge Damen aus dem Publikum auf die Bühne, die nun aber wirklich vollständig gefüllt war, tanzte ausgelassen mit ihnen, bevor sich jede der jungen Damen beim Abgang eine weiße Rose abholen durfte. Die dargebotenen Songs zündeten nach Belieben: Vom popaffinen „100 Days, 100 Nights“, über die Bluesballade „My Mother Don`t Like My Man“, bis hin zum unausrottbaren Solomon Burke-Klassiker „Everybody Needs Somebody To Love“ (Blues Brothers!). Ein atmosphärischer und intensiver Abend.

 

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