Schnipo Schranke: Rare – Album Review

Mit Schnipo Schranke grinst sich der Perlweiss-Pop bald aus

Mit „Pisse“ hatten sich Daniela Reis und Fritzi Ernst auf den Radar von Publikum und Kritikern gesungen. So ungeschminkt und bis an die Schamgrenze offen hatte zumindest schon lange niemand mehr über die Qualen des Verlassenwerdens gesungen. Mit dem Debut-Album, das sich den Gangbang-Erfahrungen im Club-Urlaub, dem Schicksal gebrauchter Tampons, Furzwitzen und anderen Igittigkeiten widmete, gelang ihnen ein respektabler Achtungserfolg.

Auf dem Nachfolger ändern Schnipo Schranke das Erfolgsrezept nur minimal. Auch auf „Rare“ wird schief gesungen, dilettantisch geklimpert und frivol gereimt. „Wir existieren, du siehst dich in mir/ Doch ich bin der Pimmelreiter“ heißt es etwa in der Vorab-Single. Muss man nicht mögen, traut sich aber sonst kaum einer. Und gerade deshalb sind die beiden Neu-Hamburgerinnen in der ausschließlich nach Gefälligkeit lechzenden deutschen Pop-Musiklandschaft von heute ein echter Segen. Denn Schnipo Schranke mögen sich noch so naiv und gleichgültig geben. Unter der Käsekruste stecken wahre Gefühle und Träume.

Dass sie mit dem zweiten Album auch musikalisch dennoch einen Schritt nach vorne tun, hört man in Details. Die Songs sind insgesamt ausgetüftelter, cleverer arrangiert, haben mehr Tiefe gewonnen und trauen sich harmonisch mehr. Vor allem „Wieder alleine“, „Herr Schulz ist tot“ und „Dope“ sind gelungen. Dass ein Schnipo Schranke-Album auch eine Herausforderung ist, soll nicht als Mangel verstanden werden. Im Gegenteil: Das Duo fordert mit seiner Musik die volle Aufmerksamkeit. Dafür belohnt es die Hörer mit Hits für die Indie-Disko, mindestens einem Dutzend guter Schmunzler und dem guten Gefühl, dass der Perlweiss-Pop in Deutschland bald ausgegrinst hat.

„Rare“ von Schnipo Schranke ist am 27.01.2017 bei Buback Tonträger erschienen.

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