Sandra Kolstad: San Silva – Album Review

 

Experimenteller Sound mit nachdenklichem Hintergrund

Sandra Kolstad veröffentlicht mit „San Silva“ bereits ihr viertes Album. Zwischen 2014 und 2017 aber hat die Norwegerin nicht einfach nur Songs geschrieben. Sie ist viel rumgekommen, hat zum Beispiel in Lateinamerika, Europa und Norwegen getourt und nebenbei noch ihr Debüt am norwegischen Theater gegeben. Für das Stück, in dem sie spielte, komponierte sie dann auch noch den Soundtrack selbst. Ganz schön voller Terminplan also. Kein Wunder, denn ihr drittes Album „Zero Gravity State Of Mind“ von 2014 brachte der Künstlerin auch international den Durchbruch.

Das Allroundtalent setzt in ihrem musikalischen Schaffensprozess vor allem auf die Inszenierung ihres außergewöhnlichen Looks und den musikalischen Wiedererkennungswert der Produktionen aus skandinavischen Länder. Dabei erinnert sie an ein Elfenmädchen, das in einer Welt jenseits unserer existiert und das liegt nicht nur an ihrem durchscheinenden Aussehen. Ihre Songs sind unberechenbar, zart, aber eindringlich und dann doch wieder sehr modern. Auch der Produktionsprozess von „San Silva“ selbst ist speziell: Für die Fertigstellung ihres Albums hat sich die Künstlerin z.B. Verstärkung aus Island mit Stephan Stephanson von GusGus, oder den Schweden Isak und Petter Eldh ins Boot geholt.

Sounds & Books_Sandra Kolstad_San Silva_CoverAufgenommen dann in Bergen, Schweden, Island und Buenos Aires, wurde die LP von ihr selbst und dem Duper-Produzent Yngve Sæther produziert. Hinter dem Entstehungsprozess steckt ein ernstes Konzept mit Tiefgang: „A sort of hymn to that within us which is always there, the rhythm that keeps a steady beat even when everything seems chaotic, and in that way keeps us going, and makes us understand that there is a meaning in at least some of the things that happen.“ sagt die Sängerin selbst. Zehn Songs haben es auf das Album geschafft, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Mit „Bling, Bling, Bling“ oder „Mango Corner“ gibt es einige tanzbare Stücke, während „Let Go“ auch aus der Feder der amerikanischen Musikerinnen Haim stammen könnte. Ergänzt wird das durch einige sehr ruhige Lieder, aber auch rein experimentelle Elektro-Remixe,mit der Klangästhetik der Achtziger, wie bei „Al  Love You“.  Der Song „When My Heart Is Runnig Wild“ ist einer der eigenständigsten und hörenswertesten Tracks auf dem Album. Sandra Kolstad nimmt sich viel vor: musikalische Abwechslung, anspruchsvolle Texte, Klangvielfalt über Landesgrenzen hinaus und leider ist das eben auch die Schwäche von „San Silva“. Dem Album fehlt es an Stringenz und darüber hinaus an Wiedererkennungswert.

Es fällt schwer die Norwegerin zwischen anderen etablierten Kolleginnen wie Björk, Robyn oder Sóley als eigenständige Künstlerin herauszuhören. Wirklich neu und nachhaltig einprägsam ist darum ihr viertes Album nicht geworden. Wer aber nicht den Anspruch hat, dass Sandra Kolstad nun auszieht, um das Rad der skandinavischen Musik neu zu erfinden, der findet auf „San Silva“ solide, experimentelle Songs mit nachdenklichen Texten.

„San Silva“ von Sandra Kolstad wird am 22.09.2017 bei Fanfare veröffentlicht.

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