Sam Outlaw: Tenderheart – Albumreview

Tenderheart von Sam Outlaw ist mehr als nur ein neues Country-Album

Als reiner Country-Musiker möchte Sam Outlaw scheinbar nicht durchgehen und nennt sein Output „SoCal Country“. Und obwohl vieles an seinem neuen Album Tenderheart nach Nashville und Texas klingt, liegt der 34-jährige Kalifornier mit seiner Einschätzung des „sogenannten Country“ nicht ganz falsch. Tenderheart ist nach Angeleno von 2015, das von Ry Cooder und dessen Sohn Joachim Cooder produziert worden ist, der zweite Longplayer Outlaws, den er diesmal gemeinsam mit Martin Pradler an den Reglern wieder in Los Angeles aufnahm. Einige Songs auf Tenderheart entziehen sich denn auch der Country-Genrebezeichnung.

In vorderster Front natürlich „Trouble“, ein typischer und hymnischer Heartland-Rock-Track, der an John Mellencamp und Tom Petty erinnert. Auch Bruce Springsteen stünde dieser überaus ausgelassene Song gut zu Gesicht, in dem Gitarren und Orgel jubilieren. Auch der Titelsong „Tenderheart“, in der Reihenfolge „Trouble“ vorangestellt, weicht von der Country-Schiene ab und gehört zur klassischen Songwriter-Kunst im Stil von Jackson Browne. Der Opener „Everyone’s Looking For Home“ beginnt ruhig und gefühlvoll, erlebt einen feierlich-pathetischen Ausbruch und endet still und leise. Typische Merkmale des Albums sind hier schon vorhanden, wie die Pedal Steel von Jeremy Long, der mit seinem formidablen Spiel zahlreiche Songs auf Tenderheart veredelt  sowie die Harmoniegesänge von Molly Jenson.

Mit Jenson und Long als wichtigste Begleiter gerät das melancholische „She’s Playing Hard To Get (Rid Of)“ zu einer herrlich barmenden Angelegenheit der Marke Ryan Adams. Noch schöner gar die schwärmende Ballade „Diamond Ring“, für die Gram Parsons und Emmylou Harris Pate gestanden haben müssen. Einer der besten Songs des Albums. Gilt ebenfalls für das verträumt wirkende „Bottomless Mimosas“, das Sam Outlaw und seine Band als eingespielte Einheit zeigt und die Singer-Songwriter-Romantik von „Bougainvillea, I Think“. Richtigen Country-Western-Style erlaubt sich Outlaw eigentlich nur bei „All My Life“, diverse Country-Versatzstücke offeriert er uns eher im strahlenden Rock-Pop-Gewand („Two Broken Hearts“, „Say It To Me“). Aber ob Rock-Pop, Country oder Singer-Songwriter, Sam Outlaw ist in allen Stilen zu Hause und demonstriert sein vielfältiges Können in eindrucksvoller Weise auf Tenderheart.

„Tenderheart“ ist am 14.04.2017 bei Six Shooter Records / Thirty Tigers / Alive erschienen.

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