Sally Rooney: Gespräche mit Freunden – Roman

Sally Rooney credit Ruby Wallis

Die irische Autorin Sally Rooney am Beginn einer wahrscheinlich ansehnlichen Karriere

Mit ihrem Debütroman „Conversations with Friends“, das nun in 30 Ländern erscheint und in Deutschland in einer mit „Gespräche mit Freunden“ betitelten Übersetzung von Zoë Beck bei Luchterhand vorliegt, hat es Sally Rooney auf die Shortlist des Sunday Independent Newcomer of the Year Award  und des International Dylan Thomas Prize geschafft. Rooney ist Jahrgang 1991 und lebt in Dublin, wo sie am Trinity College Politik und Literatur studiert hat. „Gespräche mit Freunden“ wird aus der Ich-Perspektive der 21-jährigen Studentin und Dichterin Frances erzählt, die eine lesbische Beziehung mit Bobbi führt.

Komplizierte Vierecksgeschichte

Sally Rooney Gespräche mit Freunden Cover Luchterhand Verlag

Nachdem sich die schöne, im Gegensatz zu Frances aus einem wohlhabenden Elternhaus stammende, impulsive, intelligente und streitbare Mitstudentin, mit der Francis Texte bei Spoken-Word-Events vorträgt, von ihr trennt, lernen sie die Fotojournalistin Melissa, die eine Story über die beiden plant, und ihren Ehemann, den Schauspieler Nick, kennen. Frances beginnt eine Affäre mit Nick und es entspannt sich ein kompliziertes Vierecks-Verhältnis. Die zunächst geheime Liaison entwickelt sich für Francis zu einem steten Auf und Ab. Obwohl sie Nick ganz für sich gewinnen möchte, scheint dieses Vorhaben illusorisch, verlässt dieser seine Ehefrau trotz offensichtlicher Ehe-Diskrepanzen nicht. Außerdem neigt Francis zu nostalgischen und schwermütigen Anflügen und leidet an der Krankheit Endometriose. Schließlich ist da noch Bobbi, die als ihre beste Freundin und zeitweilige Mitbewohnerin Frances‘ Gefühlsskala entscheidend mitprägt.

Sally Rooney am Anfang ihrer Karriere

Sally Rooney hat einen in Dublin angesiedelten modernen Liebes- und Entwicklungsroman verfasst, in dem hippe Menschen an die Grenzen ihrer psychischen und physischen Belastbarkeit gehen müssen. Mit „Gespräche mit Freunden“ verlässt sie typische Künstler-Roman-Pfade und zeichnet in Frances eine junge, vom „Verlangen nach moralischer Überlegenheit“ getriebene Frau, deren Existenz zwischen Resignation, Hoffnung und Weiterleben changiert. Manchmal weiß Frances nicht so viel mit ihrem Leben anzufangen, wirkt selbstmitleidig und zeitweise gar masochistisch veranlagt, eine Suchende, die ihre seelischen und körperlichen Befindlichkeiten auslotet. Ein unter die Haut gehender, aufsehenerregender Debütroman, dessen Dialoge Rooney fast alle in indirekter Rede festhält. Der Auftakt einer wahrscheinlich ansehnlichen Karriere als Schriftstellerin.

Sally Rooney: „Gespräche mit Freunden“, Luchterhand, Hardcover, aus dem Englischen von Zoë Beck, 384 Seiten, 978-3-630-87541-5, 20 Euro (Beitragsbild von Ruby Wallis).

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