Salih Jamal: Meine Top-Ten-Alben

Salih Jamal Privatfoto

Der Schriftsteller Salih Jamal stellt seine zehn Lieblingsalben bei Sounds & Books vor

Exklusiv bei Sounds & Books stellt der Schriftsteller Salih Jamal seine Top-Ten-Alben vor. Der in Düsseldorf lebende Autor, der im Januar im Septime Verlag seinen neuen, ganz wunderbaren und von uns an dieser Stelle rezensierten Roman „Das perfekte Grau“ veröffentlicht hat, folgt somit seiner Kollegin Christiane Neudecker, die wir zuletzt in dieser Rubrik zu Gast hatten. In seiner Auswahl nimmt uns Salih Jamal auf eine persönliche Musik-Erinnerungsreise mit und schenkt Tom Petty besondere Aufmerksamkeit. Sounds & Books wünscht viel Vergnügen mit der Liste der

Top-Ten-Alben von Salih Jamal

Das ist so eine Sache mit diesem High Fidelity / Nick Hornby Ding. Wie zum Teufel soll ich die 10 Scheiben meines Lebens finden? Also wirklich die Besten. Ever. Denn, wenn ich das jetzt mache, wird mir vielleicht David Bowie nie verzeihen. Bloß, weil ich damals jung und verliebt gewesen bin. Oder Stoned. Oder beides. Aber es ist wie es ist, und SOUNDS & BOOKS hat mich gefragt und ich muss mich entscheiden. Ist es diese sentimentale Scheibe, die mir mein Herz wieder zusammengeflickt hat? Oder der Soundtrack aus der Zeit, an die ich mich nicht mehr recht erinnern kann? Oder war es die Scheibe, die mir Flügel gegeben hat.

Wer soll mein Herzblatt sein?

1. Pink Floyd: Whish you were here

Das war so ein Ding. Die Kunstlehrerin kam rein, legte die Platte auf und forderte uns auf, die Musik auf uns wirken zu lassen. Dann sollten wir dazu malen. Verrücktes Weib.

2. AC/DC: High Voltage

Das erste Album von denen. Das war eine völlig neue Auslegung von Blues. Nicht Rock oder Hard-Rock wie heute. „Little Lover“ unvergessen! 

Diese Art zu spielen fand sich ein Jahr später noch mit „Ride on“ auf der Dirty Deeds. Schade, dass die Band dieses Gefühl völlig verloren hat.

3. Meat Loaf: Bat out of Hell

Da ist es! Ich war jung und alle Unbändigkeit wollte sich entladen. Hat sich entladen. Danke Kathy.

4. Amy Winehouse: Back to Black

„Was nutzt die Poesie ohne den Schmerz, die Wut und das Erbarmen?“ Diese Scheibe ist Schuld daran, dass ich Bücher schreibe. Kunst wird zu oft in Schmerz geboren.

5. UB 40: Labour of Love

In Amsterdam, im Paradiso, haben sie mich erwischt.

6. Neil Young: Live Rust

Lief als die Mauer fiel. Es fing so zart an, und dann nahm er die E-Gitarre und spielte „Powderfinger“. Die Leute im Fernsehen am Brandenburger Tor waren mir sowas von egal.

7. Tom Petty: Full Moon Fever

Tom, ich hab Dich gehasst. Und ich hab‘ Dich so geliebt. Du hattest diese selbstverständliche Coolness. Nicht zu schreiend, nicht so rausgekehrt wie viele andere in Deiner Welt. Du warst einfach da. Schon immer warst Du da.  Damals, als ich mich mit fünfzehn in den verbotenen Laden bei uns in der Kleinstadt herumgetrieben habe. Die Kneipe mit dem Billardtisch, der Stones-Zunge aus Neon und dem Wirt, der aussah wie eine Mischung aus Robert Plant und John Lennon. Als ich an Nachmittagen die Schule schwänzte, um dort am Automaten zu zocken, und mit den großen Jungs um die ersten Bier Billard spielte. Dann hat Lola, der geheimnisvolle Wirt der eigentlich Lothar hieß, Deine Songs rauf und runter gespielt. „Don‘t do me like that“ „Zombie Zoo“ und all die Stücke, die ich eigentlich nicht kannte. Lieder, die dort über die dicken Bose 901 in den Laden krachten und die an jedem Tag aufs Neue liefen. An jedem verfluchten Tag. Songs, die einem fünfzehnjährigen auch etwas von Deiner Zwanglosigkeit mit auf den Weg gaben. Später als ich meine Frau kennen lernte, hast Du auch einige Stücke für den Soundtrack unserer Liebe beigesteuert. „Learning to Fly“.

Als mir dann das Leben die ersten Narben zufügte, und die Bose 901 staubig und ausgeleiert unter der Decke meines Ladens hingen, als ich Kummer ertränkte, auch dann hast Du mich gefunden. „Free Fallin‘“. Aber Du hast mir auch Mut gegeben. „It‘s good be King“. Und vor allem: „Into the great wide open“.

Fuck. Du warst immer da. Manchmal zu viel, aber nie zu wenig.

8. Misty in Roots: Live at the Counter Eurovision

Vergesst sie alle. Peter, Bob und Co. Das ist die beste Reggae-Platte. Glaubt mir! Es ist eigentlich gar keine Platte. Es ist eine Reise.

9. Guns N‘ Roses: Use your Illusion 2

Müngersdorfer Stadion. David Lee Roth (I’m just a Gigolo) als Vorband. Wein aus Kanistern. Das war neue Musik. Groß. Sehr groß. Aber ein One-Hit Wonder. Und eigentlich ist Izzy Stradlin der bessere Keith Richards wenn der selbst anfängt zu singen. Hört Euch mal Solo von Izzy an: „Shuffle It All.“

Und auf Platz 10 kommen alle, die es nicht auf die 10 geschafft haben. Also, auch Du, David Bowie.

Rolling Stones – Exile on Mainstreet

David Bowie – Rise and Fall of Ziggy Stardust

Dire Straits – Sultans of Swing

Doors -Morrison Hotel

George Thorogood – Bad to the Bone

Ideal – Ideal

Jo Bonamassa / Beth Hart – Don’t Explain

The King – Gravelands

Lenny Kravitz – Let love rule

Nirvana – Nevermind (oder doch die MTV unplugged?)

Alex Harvey – All Sensations

Ted Nugent – Ted Nugent

U2 – Joshua Tree

Waterboys – This is the Sea

ZZ Top – Degüello

Herzlichen Dank an Salih Jamal für die Vorstellung seiner Top-Ten-Alben bei Sounds & Books. (Beitragsbild: Pressefoto)

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