Saba Alizadeh vereint auf „Temple Of Hope“ traditionelle und elektronische Klänge zu einer kraftvollen Hommage an die iranische Bevölkerung und ihre Kämpfe.
von Mia Lada-Klein
Saba Alizadeh setzt mit seinem dritten Album „Temple Of Hope“ ein kraftvolles musikalisches Statement. Der iranische Komponist thematisiert die politischen und sozialen Unruhen in seiner Heimat. Das Werk ist eine Hommage an das iranische Volk. Gleichzeitig reflektiert es die „Woman Life Freedom“-Bewegung und die langjährigen Kämpfe der Bevölkerung. Diese Themen übersetzt Saba Alizadeh in eine eindringliche elektro-akustische Klangsprache.
Saba Alizadehs Klangwelten: Eine Reise in die Intensität
Das Album beginnt mit einer markanten Ansage seines Namens, bevor sich der erste Track wie epische Filmmusik entfaltet. Der Klang erinnert an die monumentalen Werke von Hans Zimmer, mit kräftigen Schlagzeugen und Synthesizern, die eine nahezu filmische Atmosphäre schaffen. Doch „Temple Of Hope“ entwickelt sich schnell weiter. In „Beauty Of Politics“ tritt erstmals Gesang in den Vordergrund. Allerdings auf eine experimentelle Weise, die sich von traditionellen Strukturen entfernt. Der Track „Woman Of Fire“ wird anschließend von einer kraftvollen, weiblichen Stimme getragen, die die emotionale Tiefe des Stücks verstärkt, während „Plain Of The Free“ mit Prozessstimmen eine zusätzliche Dimension erhält und so die gesellschaftspolitische Aussage des Albums verstärkt. Die Rufe der Menschen, die 2021 im „Aufstand der Durstigen“ ihr Recht auf Wasser forderten, hallen durch die Musik.
Eine komplexe musikalische Auseinandersetzung
Das gesamte Album durchzieht eine dichte, schwer fassbare Atmosphäre, die es von gewöhnlicher Musik abhebt. „Temple Of Hope“ ist kein Album, das man einfach im Hintergrund hören kann – es fordert den Hörer heraus, sich mit komplexen und oftmals unbequemen Themen auseinanderzusetzen. Es ist keine Musik zum Tanzen oder für entspannte Momente. Vielmehr ist es ein leidenschaftliches, manchmal bedrückendes Kunstwerk, das die Spannungen zwischen Leid, Aufbegehren und Hoffnung erforscht.
Ein zentraler Aspekt des Albums sind historische Radiosequenzen, die Saba Alizadeh in Stücke wie „What Comes From The Sea Returns To The Sea“ integriert. Diese Sequenzen sind nicht nur ein Verweis auf das Unbegreifliche, sondern auch ein kraftvoller Ausdruck des kollektiven Traumas des Irans.
Ein besonderes Highlight stellt der Track „You Tell Me“ dar, bei dem Saba Alizadeh das letzte Gespräch des iranischen Wrestlers Navid Afkari vor seiner Exekution verarbeitet. Die verfremdete Stimme Navid Afkaris wird zu einem Echo, das zunächst unkenntlich ist. Langsam wird es zunehmend deutlicher und schließlich ist es roh und direkt zu hören. So wird der Song zu einem akustischen Denkmal.
In „Extra Planetary Lovers“, einem gemeinsamen Werk mit Andreas Spechtl von Ja Panik!, wird schließlich eine optimistischere Perspektive angedeutet, aber mehr Hoffnung gibt es auch nicht.
Temple Of Hope: Ein künstlerisches Werk, das zum Nachdenken anregt
Dieses Album ist kein Werk für den schnellen Konsum. „Temple Of Hope“ fordert den Hörer auf, sich mit den unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen, die die Welt in vielen Teilen immer noch prägen. Es zwingt einen, die eigene Komfortzone zu verlassen und die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Fernab von den trivialen Ablenkungen des Mainstreams und der sozialen Medien. Wer sich auf dieses herausfordernde, komplexe Werk einlässt, wird mit einer einzigartigen Erfahrung belohnt, die Raum für Reflexion und Empathie schafft. Ein emotional aufgeladenes Album, das nachhallt und noch lange beschäftigt.
„Temple Of Hope“ von Saba Alizadeh erscheint am 17.01.2025 auf via 30M Records. (Beitragsbild von Mohsen Shahmardi)