Rudolph von Schmitt-Winterfeldt: An vollen Büschelzweigen – Vinyl Album Review

Formidable Goethe- und Jacobi-Gedichtvertonungen im Jazz-Pop-Format

von Gérard Otremba (Beitragsbild: Sally Lazic)

„Musik verpflichtet“ heißt es auf dem Logo des Rudolph von Schmitt-Winterfeldt-Quintetts. Dieser Verpflichtung ist Bassist Rudolph von Schmitt-Winterfeldt mit der Veröffentlichung des Mini-Albums An vollen Büschelzweigen ganz und gar gerecht geworden. Nach 25 Jahren musikalischer Studien und Reisen in Nordamerika kehrte Rudolph von Schmitt-Winterfeldt im Jahre 2013 nach Deutschland zurück, wo er ein Jahr später das nach ihm benannte Jazz-Pop-Quintett gründete. Auf An vollen Büschelzweigen versammeln sich vier musikalische Gedichtinterpretationen, deren drei („An vollen Büschelzweigen“, „April“, „An den Mond“) stammen aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe, eines aus der von Goethes Zeitgenossen Johann Georg Jacobi („An Noah“, im Original „An Chloen“).

Für die Vertonung der lyrischen Ergüsse der beiden deutschen Dichter standen Rudolph von Schmitt-Winterfeldt die Sängerin Marina Pugacheva, die Saxophonistin Inka Ebert, die Gitarristin Josephine Guzy sowie Schlagzeuger Tim Lehnert zur Seite, die das Quintett vervollständigen. Weiterhin an den Aufnahmen beteiligt waren Marie Sophie (Gesang bei „An Noah“), Katharina Gerrard (Gesang bei „An den Mond“), Kim Weitzendorf (Flügel bei „April“, „An Noah“ und „An den Mond“) und Alexander Stegmayr (Solo-Gitarre bei „An vollen Büschelzweigen“). Der Titelsong „An vollen Büschelzweigen“ erfährt ein charmantes Arrangement, das zwischen abgespecktem Big Band-Sound, Jazz, Pop, Schlager und Blues changiert und mit dreieinhalb Minuten das eindeutig kürzeste Lied der Platte ist. „An Noah“ beeindruckt nicht nur mit der Lauflänge von über sieben Minuten, sondern auch mit Dramatik, Drive sowie dem Saxophonspiel Inka Eberts und den Piano- und Hammondorgeleinsätzen Kim Weitzendorfs.

In tiefe Bluesgefilde taucht „April“ hinab, verschmäht aber auch nicht die liebliche Pop-Melodie, gepaart mit fluffigen Jazz-Ausflügen, während das fast neunminütige „An den Mond“ sanftmütig und verträumt dahingleitet. Mittig zwar an Fahrt gewinnt, aber die begonnene Atmosphäre nicht aus den Augen verlässt. Die vier Songs auf An vollen Büschelzweigen sind filigrane, technisch auf hohen Niveau vorgetragene kleine Meisterstücke, die die sinnliche Erfahrung von Wort und Musik widerspiegeln. Ästhetisch wertvoll.

„An vollen Büschelzweigen“ von Rudolph von Schmitt-Winterfeldt Quintett ist am 16.09.2016 bei phonector auf Vinyl erschienen.

Kommentar schreiben