Robert Pfaller: Das Lachen der Ungetäuschten

Robert Pfaller Das Lachen der Ungetäuschten Buchcover S. Fischer Verlag

Warum lachen wir? Wer täuscht hier wen? Und warum verlernen wir gerade das Komödiantische? Das neue Buch von Robert Pfaller gibt darauf unerwartete Antworten

von Sebastian Meißner

Der österreichische Philosoph Robert Pfaller beschäftigt sich in seinen bisherigen Büchern erfolgreich mit den Themen Lebenskunst und Genuss. Jetzt legt er mit „Das Lachen der Ungetäuschten“ eine philosophische Würdigung der Komödie vor. Ein Genre, das zu Unrecht verlacht werde, so der Autor. „Die Komödie ist viel schlauer als man es ihr gemeinhin zuspricht“, sagt Pfaller in einem WDR-Interview. Und weiter: „Die besten Komödien sind in Zeiten entstanden, die mindestens so finster waren wie unsere.“

Gefahr durch Authentizität

Robert Pfaller Das Lachen der Ungetäuschten Buchcover S. Fischer Verlag

Damit ist Pfallers Weg zum Thema gezeichnet. Er zeigt zunächst auf, was eine Komödie überhaupt auszeichnet und dann, warum viele sie begleitende Klischees und Vorurteile (etwa, dass in ihr nur sozial niedriger gestellte Figuren aufträten) falsch sind. Dies gesagt, erläutert Robert Pfaller, warum das Komödiantische für eine Gesellschaft so wichtig ist – und warum er gerade diese Bedeutung heute in Gefahr sieht. In seiner Wahrnehmung tritt das Komödiantische im heutigen Alltag kaum noch in Erscheinung. Viele Menschen legten großen Wert darauf, stets ganz sie selbst zu sein – unverstellt, authentisch, ohne bewusst eine Rolle zu spielen, um anderen zu gefallen oder sie zu unterhalten.

Dahinter stünde häufig die Angst, sich selbst zu verleugnen oder sich durch gespielte Leichtigkeit von der eigenen Identität zu entfremden. In diesem Bestreben geht jedoch oft das Verständnis für das Komische verloren. Die „Tyrannei der Intimität“, wie der Soziologe Richard Sennett es nannte, ist durch die Identitätspolitik für viele zu einem gelebten Prinzip geworden. Im Vergleich zu früheren Generationen ist dadurch ein spürbarer Verlust an Leichtigkeit und Charme zu beobachten. Gerade alte Filmkomödien zeigen, wie viel man davon zurückgewinnen könnte.

Robert Pfallers Plädoyer fürs Rollenspiel

„Das Lachen der Ungetäuschten – Die philosophische Würde der Komödie“ ist so deutlich mehr als die Analyse eines Genres mit Verweis auf die größten Erfolge der Filmgeschichte von Lubitsch, McCarey, Hawks oder Wilder, sondern vor allem auch ein kräftiger Denkanstoß über die durch Abkehr vom Komischen entstandene Ideen- und Ausweglosigkeit im Umgang mit Herausforderungen und Krisen.

Robert Pfaller: „Das Lachen der Ungetäuschten – Die philosophische Würde der Komödie“, S. Fischer Verlag, Hardcover, 304 Seiten, 978-3-10-397681-6, 26 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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