Robert Forster live in Berlin 2023

Robert Forster live Berlin 2023 Festsaal Kreuzberg by Werner Herpell Sounds & Books

Robert Forster hat kürzlich ein sehr persönliches, sehr gutes Soloalbum veröffentlicht. Sein Berliner Konzert lässt auch für Go-Betweens-Fans keine Wünsche offen.

von Werner Herpell

Dass Vater und Sohn gemeinsam Musik machen, kommt bei den meisten Familien allenfalls in den heimischen vier Wänden vor. Für Robert und Louis Forster ist das harmonische Zusammenspiel mit Gesang, Gitarre und Bass auch vor größerem Publikum offensichtlich etwas ganz Natürliches – und es macht Spaß, den beiden dabei zuzusehen. Der aufs Wesentliche reduzierte, sehr gelöste Duo-Gig am 28.03.2023 im gut besuchten Berliner Festsaal Kreuzberg darf schon jetzt zu den Höhepunkten der Frühjahrs-Konzertsaison gerechnet werden.

Enge Verbindungen nach Deutschland

Der Australier Robert Forster (65), seit gut 40 Jahren verehrt als einer von zwei Frontmännern der ikonischen Indiepop-Band The Go-Betweens und längst auch als

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Solomusiker, kommt immer wieder gern nach Deutschland. Hier (genauer gesagt in Hamburg) residiert sein Plattenlabel Tapete, hier hat er viele treue Fans, aber die Verbindung ist auch aus noch privateren Gründen eng. Denn Ehefrau Karin Bäumler, mit der er die gemeinsamen Kinder Louis und Loretta hat, stammt aus Süddeutschland, das Paar hat dort längere Zeit gelebt – und, wie der Sänger im Berliner Konzert gern zugibt, diese Jahre sehr genossen.

Forsters im Februar erschienenes, weithin gefeiertes Soloalbum „The Candle And The Flame“ führt ihn nun zusammen mit dem erwachsenen Junior auf deutsche Clubbühnen. Mit einigen thematisch schweren Songs legt das Duo los – Robert Forster aufrecht stehend mit Akustikgitarre, Louis Forster lässig auf einem Stuhl sitzend mit E-Gitarre oder Bass. Die neuen Lieder, etwa „She’s A Fighter“, „It’s Only Poison“, „Tender Years“, „The Roads“ oder „When I Was A Young Man“, sind Lebenserinnerung, Liebeserklärung und Aufmunterung gleichermaßen – stets gerichtet an Karin Bäumler, die nach einer Krebsbehandlung erst kürzlich wieder gesundheitlich auf die Beine gekommen ist.

Ein Rückblick auf „Danger In The Past“

Wie Robert Forster diese sehr persönlichen und wohl auch schmerzhaften Stücke singt, ist berührend – obwohl er ihren dramatischen Hintergrund im Konzert gar nicht erwähnt (die meisten Besucher kennen ihn wohl ohnehin schon). Nach dem Einstieg mit aktuellen Liedern blendet der Singer-Songwriter aus Brisbane auf älteres Material zurück – ganz frühe Solosachen wie „Danger In The Past“ von 1989 sind nun ebenso zu hören wie Stücke aus den erfolgreichen Tapete-Jahren seit 2015.

Zwischendurch plaudert Forster senior munter radebrechend auf Deutsch über seine Faszination für bayerische Landschaften und Ortsnamen. Oder er fragt das Publikum nach einem bestimmten Berliner Café, um anschließend seine australischen „Darlinghurst Nights“ zu besingen. Der äußerlich oft streng und asketisch wirkende Musiker wird im Laufe der rund 90 Konzertminuten wohl auch wegen der begeisterten, liebevollen Reaktionen seiner Zuhörer immer lockerer. Dass hin und wieder auf der Gitarre mal ein Ton daneben geht, stört hier niemanden – auch Vater und Sohn Forster nicht.

Robert Forster würdigt The Go-Betweens

Natürlich warten viele auf vertraute Songs aus dem prächtigen Go-Betweens-Katalog der Jahre 1977-1988 und 2000-2006 (als die Band nach dem viel zu frühen Tod des Co-Frontmanns Grant McLennan aufgelöst wurde). „Spring Rain“ und die allerletzte Zugabe „Dive For Your Memory“ stammen aus der ersten Phase,  „German Farmhouse“, „Surfing Magazines“, „Here Comes A City“ und „Boundary Rider“ aus der zweiten. Auch diese charmanten und melodiesatten Lieder zelebrieren die Forsters so liebevoll und virtuos, dass am Ende eines tollen Festsaal-Gigs wirklich keine Wünsche offen bleiben. Am 30.03.2023 kann man das Vater-Sohn-Duo in Köln erleben, am 31.03.2023 in Landsberg.

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