Robert Forster: Grant & Ich – The Go-Betweens und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft

Robert Forster Knust 2015 von Gérard Otremba

Höchst unterhaltsame Biographie des Go-Betweens-Frontmannes Robert Forster

Der große Ruhm war der australischen Indie-Pop-Band The Go-Betweens nie vergönnt. Einst vom berühmten Rough Trade-Label zu Gunsten von The Smiths fallengelassen und nachfolgend immer Pech mit den falschen Plattenfirmen habend, blieb die von Robert Forster und Grant McLennan 1977 in Brisbane gegründete Gruppe stets in der Nebenspur zu den erhofften Charts. Ein Hit sprang für die Go-Betweens nie heraus, lediglich „Streets Of Your Town“ verirrte sich Ende der 80er in den Single-Hitparaden. Da war es aber dann auch schon zu spät, Forster und McLennan der Anstrengungen eines Jahrzehnts überdrüssig und die Band, zu der Drummerin und Forsters damalige Lebensgefährtin Lindy Morrison, Bassist Roberts Vickers (beim Album 16 Lovers Lane John Willsteed) sowie Geigerin und Gitarristin Amanda Brown gehörten, kurz vor der Auflösung.

Trotz des dauerhaften finanziellen Misserfolges erspielten sich die Go-Betweens Kultstatus unter den Fans und wurden allseits beliebte Kritikerlieblinge. Diesen Zustand kultivierten The Go-Betweens nach ihrem Comeback im Jahre 2000 in veränderter Besetzung. Die Songwriter Forster/McLennan schrieben die besten Songs ihrer Karriere, die Alben The Friends Of Rachel Worth, Bright Yellow Bright Orange und Oceans Apart übertrafen noch die Bandklassiker Before Hollywood, Spring Hill Fair, Liberty Belle And The Black Diamond Express und 16 Lovers Lane. Der Gitarren-Indie-Pop der Go-Betweens klang so vital und konzise wie nie zuvor, die umjubelten Konzerte untermauerten den einst erarbeiteten Ruf, der Sprung in die Charts blieb ihnen aber immer noch verwehrt. Am 6. Mai 2006 verstarb Grant McLennan im Alter von nur 48 Jahren an Herzversagen, die Band gehörte fortan der Musikhistorie.

Die Geschichte von der Freundschaft zwischen den beiden Go-Betweens-Köpfen erzählt Robert Forster in seinem vom Rolling Stone-Redakteur Maik Brüggemeyer ins Deutsche übersetzten Buch Grant & Ich. Als sie sich an der Uni kennenlernten, stimmte die Chemie sofort, Themen wie Film, Literatur und natürlich die Popmusik verband die beiden unterschiedlichen Charaktere, die sich im ultrakonservativen Brisbane der 70er-Jahre schnell als Außenseiter wiederfanden. Eine Popband zu gründen, die Intellekt und Sensibilität vereinte, lag nahe für den das Dandy-Image pflegenden Robert Forster und den ruhigen, auch auf der Bühne zurückhaltenden Grant McLennan, der sich stundenlang, fernab vom weltlichen Geschehen, im Bett liegend in ein Buch vertiefen konnte.

„Grant & Ich“ ist keine auf Effekthascherei ausgelegte Biographie, die die zum Rockbusiness scheinbar dazugehörigen Partys und Drogenexzesse in den Vordergrund stellt, eine solche Vorgehensweise würde bei Robert Forster auch schwer verwundern. Dass er mal kurzfristig mit Heroin zu tun hatte, erwähnt er lediglich beiläufig in einer Passage, die sich mit seiner Hepatitis C-Erkrankung beschäftigt, nach deren Diagnose Forster auch dem Alkohol entsagte. Dieser spielte in McLennans leben ein weit gewichtige Rolle, verkraftete er doch nie wirklich die Trennung von Amanda Brown, die ihn 1990 verließ. Sein flatterhaftes Bohèmeleben in den 90ern förderte seine Trostsuche im Alkohol, die von Forster nicht überstrapaziert wird, ihm aber als Mitursache für den frühen Tod McLennans dient.

Während also der melancholische Grant McLennan an seinem Herzschmerz zerbrach, führte Robert Forster als Ehemann von Karin Bäumler und Vater zweier Kinder ein privat bürgerliches Leben, das von Reisen und Umzügen geprägt war. Der Kontakt zu McLennan blieb nach der Auflösung der Go-Betweens immer bestehen, eine Reunion war irgendwann die fast zwangsläufige Konsequenz, blieben dir großen Erfolge auch als Solokünstler für beide aus. Mit viel Empathie widmet sich Forster jener Lebensphase McLennans, die so tragisch endete. Allerdings gehören Witz und Selbstironie durchaus ebenfalls zu Forsters Vorzügen als Autor. Robert Forster erzählt die Geschichte der Go-Betweens und seine Freundschaft zu Grant McLennan in nonchalanter und charmanter Art. Forster erhält sich seine Songwritergabe auch als Bandchronist und Verfasser dieser äußerst kurzweiligen und lesenswerten Biographie.

Robert Forster: „Grant & ich – The Go-Betweens und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft“, aus dem Englischen von Maik Brüggemeyer, Heyne Encore, Hardcover, 368 Seiten, 978-3-453-27133-3, 22 € (Beitragsbild: Robert Forster by Gérard Otremba).

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