Rise Against: Wolves – Album Review

 

Ein hochkarätiges, kritisches Dokument der Zeitgeschichte

With hope in our hearts and bricks in our hands, we sing for change, diese Songzeile aus dem Song „Bricks“ aus dem Jahre 2006 bringt die musikalische Ausrichtung der US-Band Rise Against auf den Punkt. Wer, wenn nicht die vier Musiker zeigen immer wieder: Gesellschaftskritik und Punk gehören unabdinglich zusammen. Die Welt ist in Aufruhr und der Punk ist seit seiner Geburt ein musikalisches Sprachrohr dieses Lebensgefühls. Rise Against haben das Genre seit Veröffentlichung des ersten Albums „The Unraveling“ von 2001 in ein neues Gewand gekleidet. Der Klang des Punkrock seit dem Millennium ist maßgeblich geprägt durch den Stil der Chicagoer und ihrer Platten, die sich inhaltlich immer aktuellen Ereignissen annehmen. Und so wundert es nicht, dass im Kontext der bewegten politischen und gesellschaftlichen Vorkommnisse des letzten Jahres nun ihre achte LP „Wolves“ erscheint.

Produziert wurde das Werk von niemand geringeren als Nick Raskulinecz (Foo Fighters, Rush, Deftones) fernab vom Trouble der Großstadt in Nashville, Tennessee. Auch diesmal schlagen die Rocker wie gewohnt keine seichten Töne an. Im Gegenteil: „Wolves“ ist ein musikalischer Aufschrei gegen das Establishment, der schon vor Veröffentlichung durchweg positive Stimmen erhielt. Das Album mit einer Singleauskopplung zu bewerben hingegen, stieß in den USA wie gewohnt auf großen Widerstand. Ein Musikvideo zur geplanten ersten Single „The Violence“ wollte das Rudel beispielsweise im Freilichtmuseum Virginia drehen, wo 43 überlebensgroße Büsten der amerikanischen Präsidenten stehen. Mit der Begründung die Band sei „anti-staatlich“(„anti-government“) lehnte die Verwaltung des Museums das geplante Vorhaben entschieden ab, so erklärte die Band in den sozialen Netzwerken.

Aber Rise Against wären nicht Rise Against, wenn sie sich dadurch in ihrer Meinung und künstlerischen Freiheit beschneiden lassen würden. „Wolves“ ist nämlich ein wirklich hochwertiges Werk seines Genres geworden, das sich vornehmlich mit tiefgründigen Themen wie der Homophobie, des Rassismus oder Frauenhasses beschäftigt. „(…)Ich habe erkannt, dass ich nicht nur sichere Räume schaffen will, ich will auch gefährliche, wo aber Frauenhass und Ausländerfeindlichkeit nicht existieren können. Ich will Räume schaffen, wo solche Meinungen keine Luft zum Überleben haben, wo diese Art von Ideen erstickt wird. Bei ‚Wolves‘ geht es nicht darum, sichere Orte zu erschaffen, es geht darum, einen Raum zu erschaffen, wo es für Ungerechtigkeit gefährlich wird.“, sagt Leadsänger Tim Mcllrath über die thematischen Schwerpunkte selbst. Wem das Statement nun zu pathetisch ist, dem sei gesagt: Die moralische Keule schwingt die Band auf ihrem Album nicht.

Geschickt verwoben und durch die berühmte Hintertür, kommt beim Hören von „Wolves“ das Gefühl der Rebellion und Gemeinschaftsstärke auf. Seine Meinung rausschreien, eine Stimme zu haben und gehört zu werden, verpackt in die gewohnt schnellen Nummern, die Rise Against auszeichnen. Unaufgeregt und doch energiegeladen, ehrlich und zwingend notwendig ist „Wolves“ eine Scheibe, die kein Blatt vor den Mund nimmt und auch den letzten Zweifler davon überzeugt, wie human es eigentlich sein kann, das Stigmata „anti-staatlich“ zu tragen. Eine erstklassige Platte, die viel über die Stärke der Gemeinschaft aussagt und Gewalt, Diskriminierung und Engstirnigkeit einiges entgegenzusetzen hat. Und auch, wenn man kein Fan von Rise Against ist, sollte man „Wolves“ als Dokument der Zeitgeschichte sein Eigen nennen.

„Wolves“ von Rise Against ist am 9.6.2017 bei Capitol Records / Universal Music erschienen.

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