Eine Sternstunde des Hard Boiled Krimis
von Gérard Otremba
Gestatten: Sein Name ist Parker. Einfach nur Parker. Sein Beruf: Krimineller. Und hier kommt Beruf noch von Berufung. Einmal im Jahr zieht Parker ein Ding durch, das ihm das Auskommen für die nächsten Monate sichert, bevor die nächste krumme Tour ansteht. Seit 18 Jahren ist Parker ganz der Profi in seinem Metier und jetzt das. Verrät ihn doch tatsächlich seine eigene Frau während eines Waffendeals an den Compagnon Mal Resnick und schießt auf ihn. Parker überlebt das Attentat und wird anschließend, leicht verwahrlost, von der Polizei wegen Landstreicherei verhaftet. Nach einigen Monaten im Knast reifen die Rachegelüste in ihm, er tötet einen Wachmann, flieht, legt sich mit einem gefälschten Führerschein eine neue Identität zu und begibt sich auf die Suche nach seinen Kollaborateuren.
Überaus professionell und analytisch, ohne sich von etwaigen Emotionen zu Dummheiten verleiten zu lassen, geht Parker auf seinen Rachefeldzug, niemand kann ihn aufhalten und letztendlich fällt ihm das Auffinden von (Ex-) Frau und Mal Resnick, der alle anderen am Waffen-Coup beteiligte Personen umbrachte und das anfallende Geld dafür benutzte, um seine Schulden beim Syndikat zu begleichen, in New York viel zu einfach. Jetzt will er sich die seiner Meinung nach ihm zustehende Hälfte der Beute zurückholen und fordert dreist, abgebrüht, überlegen und mutig das Syndikat, eine mafiöse Organisation, heraus. Dass ihm dabei ausgerechnet die Cops einen kleinen Strich durch die Rechnung machen, mag Ironie des Schicksals sein, hält einen Parker von seinen Vorhaben jedoch nicht ab. The Hunter von Richard Stark ist unter eben jenem Titel 1962 im Original erschienen. Zunächst als Einzelband konzipiert und mit Lee Marvin in der Hauptrolle 1967 als Point Blank verfilmt, ging der Berufsverbrecher Parker bis 1974 in Serie und erhielt 1997 ein Comeback, das bis zum Tod des Autors im Jahre 2008 anhielt.
Hinter dem Pseudonym Richard Stark steckt der amerikanische Romancier Donald E. Westlake, der unter seinem eigenem Namen sowie zahlreichen anderen Künstlernamen eine Vielzahl an Kriminalromanen geschrieben hat, darunter die John-Archibald-Dortmunder- und Mitch-Tobin-Reihe. Ausgezeichnet wurde Westlake u.a. mit dem Edgar Allen Poe Award sowie dem Deutschen Krimi Preis. Die Parker-Comeback-Romane seit 1997 liegen bereits in deutscher Sprache beim Paul Zsolnay Verlag vor, mit The Hunter folgt nun also der Bogen zum Ursprung. Mit diesem Roman gelingt Richard Stark eine Sternstunde im Hard-Boiled- oder Crime-Noir-Genre. Trotz seiner staubtrockenen und archaisch anmutenden Brutalität, ist Parker die Sympathie des Lesers gewiss. Dass sich Regiemeister Quentin Tarantino von The Hunter beeinflusst fühlt, verwundert nicht. Ein Krimi für harte Männer und unerschrockene Frauen.
Richard Stark: „The Hunter“, Paul Zsolnay Verlag, Hardcover, 978-3-552-05715-9, 17,90 €.
Ich kenne auch einige der späteren Romane. „Fragen Sie den Papagei“ gefiel mir am besten. Parker hat eine sehr eigenwillige Moral. Jetzt bin ich gespannt auf diesen Erstling! Der scheint ja ähnlich gut zu sein wie die anderen.
Den „Papagei“ las ich auch, verlor die Reihe aber aus zeitlichen Gründen aus den Augen. „The Hunter“ macht wiedr Lust auf mehr.
Hab vor einigen Jahren „Keiner rennt für immer“ und „Fragen Sie den Papagei“ aus der Parker-Reihe gelesen, vor allem letzteren fand ich recht witzig,
viele Grüße,
Gerhard
Ja, den abseitiegen Witz hätte ich viellecht noch erwähnen können…
[…] http://pop-polit.com/2015/02/05/richard-stark-the-hunter-kriminalroman/ […]
Jetzt weiß ich zumindest,wo „Payback“ seine Wurzeln hat. Zumindest erinnert mich dieser Wunsch nach Rache bzw. nach Auszahlung seines Anteils stark daran.
Ja, der Roman erschien auch mal unter dem Titel „Payback“, bzw. „Point Blank“, passend zur Verfilmung mit Lee Marvin.
Hach, der Film war mir schon immer sehr sympathisch, nun wird es Zeit, sich das literarische Vorbild vorzunehmen. 🙂
Unbedingt!