Rhonda: Raw Love – Album Review

Perfekter Neo-Soul im Vintage-Gewand

von Gérard Otremba

Bei den Rezensionen des Albums Raw Love von Rhonda wird das böse Wort mit R(etro) wahrscheinlich wieder inflationär verwendet werden. Böse insofern, als dass es nichts über die Qualität der besprochenen Musik aussagt, letztendlich auf alle Musikgenres übertragbar ist und einen negativen Beigeschmack entwickelt hat. Natürlich erfindet die deutsche Band Rhonda den Soul nicht neu, doch besitzen die elf Neo-Soul-Songs im Vintage-Sound auf Raw Love unermesslich viel Charme, man entwickelt sofort ein intensives Abhängigkeitsverhältnis zu dieser Platte. Milo Milone (Gesang), Jan Fabricius (Bass), Offer Stock (Orgel), Ben Schadow (Gitarre) und Gunnar Riedel (Drums) evozieren auf Raw Love den zeitlos schönen Soul-Pop von Dusty Springfield, Nancy Sinatra, Amy Winehouse, Duffy und Adele, sanfte Bläser und Streicher inklusive. Die aus Bremen und Hamburg stammenden Musiker beginnen ihr Debütalbum mit „Terrible Lie“, das mit einem unfassbar groovy Refrain und apart gesungenen Strophen aufwartet, die Aufmerksamkeit ist der Musik gewiss. Die Singleauskopplung „Camera“ überzeugt durch eine Film-Noir-hafte Unergründlichkeit, eingebettet in einen spielerisch leichten Twang.

Das Orgel befeuerte „Sound Of Soda“ mutiert zu einem euphorischen Clubsound, hier wird viel geschüttelt und wenig gerührt, während im funky „Take It Back“ Sängerin Milo Milone mit ihrer teils sehr tiefen Stimme lasziv uns sexy schnurrt. Obwohl „My Thing“ rettungslos der Melancholie verfallen ist, weist es eine fingerschnippende, legere Lässigkeit auf. Man hangelt sich auf Raw Love von einem Highlight zum nächsten. Bei „Bruno“ meint man The Specials in einer abgemilderten Version zu hören und „Here We Go Again“ schielt mit seiner vergleichsweise himmelweiten Opulenz nach dem nächsten James Bond-Soundtrack. Als einer der absoluten Höhepunkte des Albums entpuppt sich „That’s How I Roll“ mit seiner unbestechlichen, zeitlosen Burt Bacharach-Eleganz. Wunderschön traurig, aber eben wunderschön. Das Reggae infizierte „Come With Me“, das schnelle, dramatische und unterschwellig bedrohliche „Here Lies“ sowie das zwischen Piano-Genügsamkeit und pathetischen Band- und Bläserausbruch changierende „I Need No Help“ runden Raw Love ab. Der Sommer ist da und Rhonda bieten mit Raw Love den perfekten Soundtrack für die warmen Tage und Nächte. Holt euch einen Drink und hört zu, es lohnt sich. Dem hoffentlich folgenden Höhenflug von Rhonda sollte mit diesem Longplayer nichts im Wege stehen.

 „Raw Love“ von Rhonda erscheint am 25.07.2014 bei Pias Recordings.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

rhonda, raw love, pop-polit, pop, polit, soul, gerard otremba, platte, besprechung review, kritik, hamburg, milo milone, debüt,
 

Kommentare

  • <cite class="fn">frank wemmann</cite>

    eine sehr treffende kritik, wie ich finde. gerade der gedanke, dass der begriff „retro“ erstmal gar nichts über die qualität von musik aussagt, ausser dass mit alten stilelementen gespielt wird. „retro“ heisst zum beispiel nicht: gute songs/schlechte songs/charakter/kein charakter/toller sound/schlechter sound usw usf.
    und sehr gute songs, viel charakter und einen tollen sound hat diese platte tatsächlich, die da so unerwartet ausgerechnet aus deutschland daherkommt…

  • <cite class="fn">Schlumpf</cite>

    Da sollte sich noch mal jemand informieren, was Neo-Soul ist. Das hier ist es nicht. Das ist eher Retro-Soul. 😉

  • <cite class="fn">rocknroulette</cite>

    echt gutes album, dabei liegt mir die richtung sonst gar nicht so.

Kommentar schreiben