Abschiednehmen von Rhonda. Die Soul-Rock-Pop-Band beendet die letzte Tour mit einem hinreißenden Konzert im Hamburger Mojo Club.
Text von Gérard Otremba, Fotos von Sarah Ismail
Und noch eine Verabschiedung. Nachdem sich Funny van Dannen mit seinem Album „Songs To Go“ im November aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hat, sagten auch Rhonda mit ihrem letzten Konzert am 30.11.2024 im Hamburger Mojo Club adieu. Da wurde man zwangsläufig ein wenig wehmütig und dachte an die vier wunderbaren Alben „Raw Love“ (2014), „Wire“ (2017), „You Could Be Home Now“ (2019) und „Forever Yours“ (2013), an Aufritte beim Reeperbahn Festival 2014 und 2016, an die Gigs im Mojo Club 2015 und 2019 sowie an das Konzert in der Elphi 2023. Und jetzt also das letzte in dieser Reihe, auch das letzte der Abschiedstour 2024 und erneut im vollen Mojo.
Suzan Köcher’s Suprafon und Amber & The Moon als Support
Es ging Schlag auf Schlag und früh los in Hamburgs Kellerclub unter den Tanzenden Türmen am Beginn der Reeperbahn, denn gleich zwei wunderbare Acts spielten im Vorprogramm. Zunächst Suzan Köcher’s Suprafon, sonst – wie beim Reeperbahn Festival 2024 (Sounds & Books berichtete) – als Quartett unterwegs, an diesem Abend mit Suzan Köcher an Gesang, Keys und Gitarre sowie Gitarrist Julian Müller als Duo. Psychedelic-Rock-Pop der gehobenen Klasse mit den Hammersongs „Living In A Bad Place“ und „Suprafon“ am Ende des Gigs. Kauft die neue, auch von uns rezensierte Platte „In These Dying Time“, die ist richtig gut.
Richtig gut ist auch die Musik von Amber & The Moon. Normalerweise ebenfalls im Quartett auftretend, diesmal wie Suzan Köcher’s Suprafon als Duo mit Sängerin und Gitarristin Ronja Pohlmann sowie Gitarrist Jonathan Riedel. Das Set ihres filigranen Indie-Folk litt ein wenig an der Unruhe des gesprächsfreudigen Publikums, man konnte sich selbst in der ersten Reihe nur mühsam auf das Konzert konzentrieren. Aber gute Neuigkeiten der Hamburger Band: Aufnahmen für das neue Album laufen und es soll 2025 erscheinen. Wir freuen uns darauf.
Nur das Beste von Rhonda
Von Rhonda erscheint nun also nicht mehr so viel. Vielleicht eine Best-Of-Compilation nächstes Jahr zu Weihnachten. In Hamburg gab es von Mila Milone (Gesang, Gitarre), Gunnar Riedel (Schlagzeug), Offer Stock (Tasten), dem sich erkrankt durch die Tour geschleppten Ben Schadow (Gitarre, Backing Vocals) und Tom Wagner am Bass und Backing Voclas (der seit der 2023-Tour Jan Fabricius ersetzt hat) schon so eine Art Best-Of-Programm mit Songs aus allen oben genannten Alben. Zum Abschied also nur das Beste vom Rhonda-Soul-Pop-Rock. Der so schön cineastisch wie im aufgrund von technischen Problemen kurz unterbrochenen Opener „In My Eyes“, in „Camera“ und in „That’s How I Roll“ klingen kann, wenn Dusty Springfield und Amy Winehouse wieder zum Leben erweckt werden. Aber auch blues-rockig und überwältigend wie in „Forever Yours“ und ausufernd und laut wie am Schluss von „I Do“.
Auf Händen getragen
Beim treibenden Disco-Soul-Pop von „Off The Track“ trugen die Fans die in ihren Ansagen doch angefasst wirkende Milo Milone auf den Händen durch den Saal und die letzte Zugabe, das Cover „Hard Times“ von Baby Huey, gab es inmitten der Crowd als Akustikversion. Und am Ende, wie schon häufiger während der 80 Minuten davor, brandete tosender Applaus der Fans auf. Und ganz am Ende bleibt auch dem Rezensenten nichts weiter übrig, als ein fettes DANKE an Rhonda zu sagen. Danke für das umwerfende Abschlusskonzert und danke für die Musik der letzten zehn Jahre, die ich umfassend begleiten konnte. It means a lot to me. Und vielleicht ist ja eine Reunion-Tour nicht ganz ausgeschlossen. Auf jeden Fall wünschenswert. Irgendwie muss es ja weitergehen.