Rhoda Scott: Movin‘ Blues – Albumreview

Erstes Album des Jazz-Organistin Rhoda Scott nach zehn Jahren

Mit „Movin‘ Blues“ veröffentlicht die mehrfach ausgezeichnete Jazzmusikerin Rhoda Scott, 81 Jahre jung und kein bisschen bitter, ihr erstes Soloalbum nach etwa zehn Jahren. Begleitet wird sie dabei nur von Thomas Derouineau am Schlagzeug. Groovy & shaky kommt es daher, zieht aber auch mal das Tempo an, wird zwischendrin wieder relaxed soul-jazzig, und trägt auch gern mal einen Tupfer blass-blau, wie bei dem wunderbar gelungenen „Dans Ma Vie“.

Perfekte Musik für die Zeit zwischen April und Spätseptember

Rhoda Scott Movin' Blues Cover Sunset Records

Insgesamt sind es vierzehn sehr familiär klingende Tracks verschiedener Komponisten, verteilt auf vier volle Vinylhälften, die wie perfekt für die Zeit zwischen April und Spätseptember gemacht sind. Für jene Monate also, die man halb drinnen, halb draußen verbringt. Man kann beim Hören leicht die Augen schließen, grooven, flimmern und zufrieden Lächeln. Mit wohlig-warmer Eleganz gelingt der stets barfüßig spielenden Hammondorgelvirtuosin Scott, auch „The Barefoot Lady“ genannt, ein so rundes wie aufhellendes Instrumentalalbum, das trotz zurückgenommener Duo-Besetzung wie eine Band druck- und gehaltvoll in die Ohren und Hüften dringt.

Das liegt auch daran, da sie aufgrund ihres frühen Kirchenmusiktrainings (Scott war als Kind schon Organistin bei Jugend- und Gospelchören in der Kirche ihres Vaters und in anderen Kirchen in New Jersey, USA) die Pedale benutzt, um „Walkin Basslines“ zu spielen. Dadurch hat sie die linke Hand frei, um auch ausgefeiltere Akkorde spielen zu können. So schimmern mitunter süße Melodien in unser Bewusstsein hinein. Mit ihnen verlassen wir dann den Alltag, betreten den Strand oder relaxen in einer Taverne im Burgunder-Feeling. Der Klang spiritueller Einflüsse mischt sich spürbar und doch organisch mit Funk, Soul & Blues. Aber auch der Jazz und die freie Interpretation (z.B. das tanzbar-freigeistige „Come Sunday“) haben ihren gebührlichen Platz.

Rhoda Scott trat mit Größen wie Ray Charles, George Benson, Count Basie und Ella Fitzgerald auf

Scott’s Spiel an der Hammondorgel ist bestens geschult, seit über sechzig Jahren konnte sie damit weltweit Erfolge verbuchen. Ihr Aufstieg begann, als sie auf Geheiß von Count Basie, der sie live spielen sah, 1967 nach Frankreich zog, wo ihr 1969 mit dem Album „Take A Ladder” der große Durchbruch gelang. Im Laufe ihrer Karriere trat sie gemeinsam mit Größen wie Ray Charles, George Benson, Count Basie und Ella Fitzgerald auf. Deren Einflüsse kann man auch leicht auf dem vorliegenden Album wiederfinden.

Aber natürlich, bei 71 Minuten Orgel als „Gesangsstimme“ oder musikalisches Zentrum, kann einem das durchaus auch zu viel werden – und man weiß wieder ein Gesangsstück zu schätzen. Man muss ja aber auch nicht gleich das ganze schöne Album am Stück hören.

„Movin‘ Blues“ von Rhonda Scott ist am 10.04.2020 bei Sunset Records erschienen. Beitragsbild von Jean-Baptiste Millot)

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