Der Abschlusstag beim Reeperbahn Festival 2024 mit großartigen Konzerten von Joan As Police Woman, Versacer, Oska, Kate Nash und Holly Macve
Text von Gérard Otremba, Fotos von Niko Schmuck und Gérard Otremba
Das Reeperbahn Festival 2024, das insgesamt rund 45 000 Besucher in das Zentrum Hamburgs lockte, ging mit einigen weiteren Highlights am 21.09. zu Ende. Nachdem wir bereits über diverse Konzerte vom Mittwoch (siehe Review), Donnerstag (noch eine Review) und Freitag (eine weitere Review) berichtet haben, widmen wir uns nun dem musikalischen Treiben am Samstag zu. Der für Sounds & Books im vollen Backyard des Molotow begann, wo um späten Nachmittag Joan Wasser, alias Joan As Police Woman, einen Solo-Auftritt bestritt.
Leider hatte die New Yorker Songwriterin erhebliche technische Probleme mit dem Pedal ihres Keyboards, die sich letztlich ein wenig auf den Sound auswirkten, doch ging Wasser mit dieses suboptimalen Umständen humorvoll um und kam dann doch dazu, einige Stücke ihres am Freitag veröffentlichten und von uns rezensierten neuen Albums „Lemons, Limes & Orchids“, darunter auch den fabelhaften Titeltrack, zu spielen. Die Unterbrechungen beim 30-minütigen Gig waren natürlich ärgerlich, aber ihre großartige Stimme, die tollen Songs und das sympathische Auftreten Wassers machten das alles wieder wett. Demnächst mit Band auf Tour, u.a. am 22.10. im Hamburger Mojo Club.
Versacer beim Reeperbahn Festival 2024
Der letzte Tag beim Reeperbahn Festival 2024 nahm seine Fortsetzung im UWE. Dort trat die deutsche Band Versacer (laut Sänger Julian Knobloch-Krippner „Die Brücke zwischen der Haute Couture und dem Versager“) bereits zum dritten Mal bei einem Reeperbahn Festival auf. Zum ersten Mal mit Sounds & Books-Begleitung. Ihren straighten, melodiösen und mithin hymnischen und mitreißenden Indie-Rock-Pop, der den Raum zwischen Oasis und Wanda abdeckt, spielte das Quartett voller Inbrunst begeisterte auch all diejenigen im Häkken, die noch nicht in Berührung mit ihrer Musik gekommen sind. Selbstverständlich stand auch das von uns zum Song des Tages gekürte, überragende „Liebe so schwer“ auf der Setlist, und mit der ganz neu erschienen Single „Third Places“ haben Versacer schon den nächsten potentiellen Indie-Hit am Start. Achtet auf Versacer, klasse Band.
Alles süß bei Oska
Ebenfalls zu einem Genuss entwickelte sich der Oska-Auftritt in der St. Pauli-Kirche. Die Wiener Songwriterin brachte ihre „süße Band“ mit, hatte ein süßes Publikum, hiterließ mit ihrer süßen Stimme selbst einen süßen Eindruck und hatte dreizehn süße Songs im Programm. Dreizehn süße Indie-Folk-Pop-Songs mit wunderschönen Melodien, einige bekannt aus ihrem Debütalbum „My World, My Love, Paris“, die diese Welt mithin ein Stückchen schöner machen. Zwar hat sich zu „Startruck“ wieder niemand verlobt, was sich Oska immer wieder wünscht, bisher aber noch nie eintrat, doch blieb nach dieser Stunde definitiv ein Zauber zurück. Und weil ihr Folk-Pop auch schon mal zum Tanzen einlädt, taten die Fans eben dies beim abschließenden „Mona Lisa, A Girl’s Best Friend“. Feiner Abschluss eines süßen Konzerts.
Kate Nash beim Reeperbahn Festival 2024
Gleich in die Vollen ging es bei Kate Nash in der Großen Freiheit 36, die ihren Gig mit dem überwältigenden „Millions Of Heartbeats“ vom aktuellen Album „9 Sad Symphonies“ begann. Neben drei weiteren Tracks aus dem neuen Longplayer beglückte die 37-jährige britische Musikerin ihre Fans auch mit vier Songs aus ihrem 2007 veröffentlichten und im UK auf die Nummer1 der Charts durchgestarteten Debütalbum „Made Of Bricks“. Den Song „Dickhead“ verbrachte Kate Nash komplett im Publikum, um anschließend von einem Security-Menschen per Indianer-Leiter wieder zurück auf die Bühne gehoben zu werden. Eine mitreißende Performance, ihre zahlreichen Fans in der proppenvollen Großen Freiheit waren begeistert.
Holly Macve im Imperial Theater
Wesentlich ruhiger ging es bei Holly Macve im Imperial Theater zu. Die irische Songwriterin, deren bisherige Alben „Golden Eagle“ und „Not The Girl“ sowie das Konzert 2017 in der Prinzenbar wir besprochen haben, veröffentlicht am 11.10.2024 ihren dritten Longplayer „Wonderland“. Mit dezenter Begleitung an Gitarre und Schlagzeug gab sie dem Hamburger Publikum schon mal eine Kostprobe ihres neuen Werks, das sich wohl etwas mehr in Richtung Lana Del Rey entwickelt hat. Mit ihrem 40-minütigen Auftritt zog sie jedenfalls alle Anwesenden in ihren Bann. Wunderschöne Stimme, edle und ruhige, mitunter cineastisch anmutende Melodien. Für allem die Holly Macve noch nicht kennt, sei sie hiermit unbedingt empfohlen. Das rauschende Reeperbahn Festival 2024 ist beendet, wir freuen uns schon auf die Ausgabe im nächsten Jahr, die vom 17.-20.09.2025 stattfinden soll.