Ray LaMontagne: Long Way Home

Ray LaMontagne credit Brian Stowell

Vier Jahre nach „Monovision“ meldet sich Ray LaMontagne mit einem neuen Studioalbum zurück. Kann es bei seinen besten Retro-Folkrock-Werken anknüpfen?

von Werner Herpell

Meine Güte, wie die Zeit vergeht… Zehn Jahre ist es schon wieder her, dass der geschätzte Kollege Gérard Otremba an dieser Stelle das damals brandneue, fünfte Album von Ray LaMontagne für „eine melodiebeseelte, spacige Reise durch die Musikwelt“ lobte und in den Songs von „Supernova“ Elemente von Folk, Pop, Soul, Blues, Psychedelia und Rock gleichermaßen entdeckte. Die Platte war mit Charts-Platz 3 in den USA – wie schon die beiden Vorgänger „Gossip In The Grain“ (2008) und „God Willin’ And The Creek Don’t Rise“ (2010) – ein großer Kritiker- und Verkaufshit.

Zuverlässiger Garant für schöne Lieder

Ray LaMontagne Long Way Home Albumcover

Danach flachte die Erfolgskurve etwas ab, doch der Singer-Songwriter aus New Hampshire blieb ein zuverlässiger Garant für

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schöne Lieder und hochwertige Alben. Daran hat sich nun mit „Long Way Home“ nichts, aber auch gar nichts geändert. Zwar ist das Vergnügen mit nur rund einer halben Stunde Spieldauer ein recht kurzes, aber die neun Songs sind wieder klassischer LaMontagne im oben erwähnten Stilspektrum.

Der von Sounds & Books Anfang Juni zum „Song des Tages“ erkorene Album-Opener „Step Into Your Power“ bezaubert zusätzlich mit einer aufmunternden Gospel-Note. „And They Called Her California“ könnte glatt ein verschollener Track von Neil Youngs „Harvest“ oder „Harvest Moon“ sein – wobei LaMontagnes Gesang natürlich ein anderer ist, ein leicht heiserer Tenor statt der markanten Fistelstimme unseres Lieblingskanadiers. Der Titelsong zum Abschluss bietet prachtvoll streicherdurchwehte Folk-Melancholie.

Ein warmer Americana-Touch

Während der 51-Jährige seine Musik früher im Studio von Top-Produzenten wie Ethan Johns und Dan Auerbach betreuen ließ, hat er sich für sein neuntes Album mit Seth Kauffman (Angel Olsen, Lana Del Ray) zusammengetan, der den Liedern, unter anderem mit Backing Vocals von The Secret Sisters, einen wunderbar warmen, erdigen Americana-Touch verpasste. Inhaltlich bezieht sich „Long Way Home“ auf eine Textpassage des legendären Country-Folk-Troubadors Townes Van Zandt, den LaMontagne einst in einem kleinen Club in Minneapolis live erlebte.

Die Zeile aus „To Live Is To Fly“ („When here you been is good an gone/all you keep is the getting there“) habe ihn seither nicht mehr losgelassen, schreibt sein Label. „30 Jahre später fällt mir auf, dass jeder Song auf ‚Long Way Home‘ auf die eine oder andere Weise die Reise ehrt. Die trägen Tage der Jugend und Unschuld. Die zahllosen Kämpfe des Erwachsenseins, manche gewonnen, öfter verloren“, sagt LaMontagne selbst. „Es war ein langer, harter Weg, und ich würde nicht eine Minute ändern. Ich habe neun Lieder gebraucht, um das auszudrücken, was Townes in einer Zeile zu sagen vermochte. Ich schätze, ich habe noch viel zu lernen.“

Ray LaMontagne bestätigt seinen Status

Bei aller Bescheidenheit und Ehrerbietung für das große Vorbild Van Zandt: Ray LaMontagne ist längst selbst ein herausragender, auch bereits Grammy-geehrter Singer-Songwriter. „Long Way Home“ mag zwar schon wegen seiner Kompaktheit nicht sein allerwichtigstes, allerbestes Werk sein, aber es bestätigt seinen Status im aktuellen Retro-Folkrock.

Das Album „Long Way Home“ von Ray LaMontagne erscheint am 16.08.2024 bei Liula Records/Thirty Tigers. (Beitragsbild von Brain Stowell)

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