R.E.M.: Part Lies, Part Heart, Part Truth, Part Garbage 1982-2011

The best of R.E.M.

von Gérard Otremba

R.E.M.-Part-Lies-Cover

Es war schon eine überraschende wie traurige Nachricht, als R.E.M. am 21. September 2011 ihre Auflösung bekanntgaben, trotz der immer mal wieder aufkommenden Trennungsgerüchte. Nach 31 die Musikwelt prägenden Jahren nun also das Ende für Michael Stipe, Peter Buck und Mike Mills. Schlagzeuger Bill Berry verließ die Band bekanntermaßen bereits 1997. Zum Abschied veröffentlichen R.E.M. mit „Part Lies, Part Heart, Part Truth, Part Garbage 1982-2011“ noch ein Best-Of-Doppel-Album, mit all ihren unvergleichlichen Hits.

Die frühen Jahre von R.E.M. bis zur Single „The One I Love“

Und von denen hatten die Jungs aus Athens, Georgia, nicht zu wenige auf ihrem Weg von der Underground-College- hin zu Stadion-Rock-Band. Die Karriere von R.E.M. ist auf der Retrospektive „Part Lies…“ wunderbar nach zu verfolgen. Im Prinzip war die große Karriere von R.E.M. schon in den Songs der frühen Jahre angelegt. Im Nachhinein einfach zu behaupten, aber man höre sich nur „Radio Free Europe“ oder „(Don’t Go Back To) Rockville“ heute nochmal genüßlich an. Wunderbarster Gitarren-Jingle-Jangle, der abwechselnd an die Byrds oder an die Kinks erinnert. Das Händchen für feinsinnige Melodien hatten Stipe, Buck, Mills und Berry also schon in den Jahren 1983 und `84, bevor sie drei Jahre später mit „It’s The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)“ sowie „The One I Love“ zwei veritable Hits auch in Europa landeten.

Mit dem Megahit „Losing My Religion“ starten R.E.M durch

Mit dem Album „Stand“ waren R.E.M. 1988 auf dem Sprung zum großen Durchbruch. Die Melodien immer fluffiger, aber noch independent genug, um nicht die vordersten Charts bis zum Anschlag zu okkupieren. „Stand“, „Pop Song 89“, „Get Up“ und „Orange Crush“ legen Zeugnis aus dieser Phase auf „Part Lies…“ ab. Mit dem Mandolinen-Einsatz bei „Losing My Religion“ sollte sich für R.E.M. 1991 alles ändern. Er war geboren, der Megahit, der von allen Radiosendern rauf und runter gespielt wurde und es auch in 100 Jahren noch wird. Keiner wußte so genau, was Michael Stipe da eigentlich textete, wer, weshalb, warum seine Religion verlor, aber alle sangen mit. Man konnte sich diesem Song einfach nicht entziehen, die Sogwirkung war zu groß. Und für immer wird „Losing My Religion“ die Bezugshymne von R.E.M. bleiben.

Das Meisterwerk „Automatic For The People“ und die Folgen

Die perfekte Platte zum perfekten Song war „Out Of Time“ noch nicht, doch die folgte dann ein Jahr später. Mit „Automatic For The People“ erreichten R.E.M. endgültig die größtmögliche Massenakzeptenz und komponierten wie nebenbei geniale Popsongs. „The Sidewinder Sleeps Tonite“, „Everybody Hurts“, „Man On The Moon“ und „Nightswimming“ geben wunderbare Beispiele über die Schaffenskraft von Stipe, Buck, Mills und Berry ab. Natürlich hätte man von „Automatic…“ auch noch „Drive“, „Monty Got A Raw Deal“, oder „Find The River“ auf eine „Best-Of“-Compilation pressen können, sprengt aber dann wohl doch den Rahmen. Es wäre geradezu vermessen gewesen, von R.E.M. sofort ein weiteres Meisterwerk zu verlangen, jedoch spielten sie sich in der Folge auf einem gleichbleibend hohen Level ein, in Songs wie „What‘s The Frequency, Kenneth?“, „New Test Leper“, Eloctrolite“, oder „At My Most Beautiful“ und ganz besonders „Imitation Of Life“ und „Leaving New York“ bestätigt die Band ihre Ausnahmestellung. Genauso wie mit „The Great Beyond“ vom Soundtrack zum Film „Man On The Moon“, auf „Part Lies…“ ebenso vertreten, wie „Living Well Is The Best Revenge“ und „Supernational Superserious“ aus dem fast schon schroff zu nennenden „Accelerate“-Album.

Drei bisher unveröffentlichte Songs runden das Best-Of-Album „Part Lies…“ ab

Im Frühjahr dieses Jahres legten R.E.M. mit „Collapse Into Now“ das vielleicht schönste Album seit „Automatic For The People“ hin. Neben den Stücken „Überlin“, „Oh My Heart“ und „Alligator_Aviator_Autopilot_Antimatter“ sind aus diesen Sessions noch die drei bisher unveröffentlichten Lieder „A Month Of Saturday“, „We All Go Back To Where We Belong“ und „Hallelujah“ auf „Part Lies…“ zu hören. Die dann wohl letzte Single von R.E.M., „We All Go Back To Where We Belong“, ist von herzerweichender Wehmut nur so durchzogen, also ob der Abschied schon damals beschlossene Sache gewesen wäre. Zweifellos werden wir R.E.M. vermissen. Eine Abschiedstour wäre wünschenswert.

Part Lies, Part Heart, Part Truth, Part Garbage 1982-2011″ von R.E.M. ist am 11.11.2011 bei Warner erschienen.

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