R.E.M.: Green – 25th Anniversary Edition

R.E.M. kurz vor dem endgültigen Durchbruch

von Gérard Otremba

Bereits 1987, also ein Jahr vor Green, begann mit Document der Siegeszug von R.E.M. über die Grenzen der USA hinaus. Mit „The One I Love“ bekam man auch in kleineren Provinzstädten Deutschlands via Formatradio und Formel Eins erstmals etwas von der College-Band aus Athens, Georgia, zu hören. Micheal Stipe, Peter Buck, Mike Mills und Bill Berry spielten ihren Alternative Rock immer schon mit dem Gespür für die Melodieseligkeit der Byrds, Rock und Folk verbindend, mal harmonielastig, mal ungestüm und wild, wie auch „It’s The Of The World (As We Know It)“, der zweite bekannte Hit aus Document beweist.

Mit „Stand“, und „Orange Crush“ verbinden R.E.M. den Pop mit dem Alternative-Indie-Rock

Es war auch die Zeit, in der R.E.M. sich noch mehr dem Pop öffneten und Green, das sechste Studioalbum von R.E.M., fängt die Schnittstelle von alternativen Rock und Pop perfekt ein. Auch 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Nicht ganz umsonst nennt sich das Eröffnungsstück von Green „Pop Song 89“. Die Catchyness der Songs war mit den Händen greifbar, die Melodien frästen sich in die Gehörgänge, allen voran „Stand“, ein sich hochschaukelnder, prächtiger Gitarren-Rock-Pop, der, ähnlich wie schon „Pop Song 89“, die Sixties evoziert. Prägnante Gitarrenriffs treffen auf staubtrockene Schlagzeugbeats, eine erhabene Mischung aus Stones, Kinks und Byrds. Vielleicht sogar noch genialer „Orange Crush“, die erste Single des Albums. Hat „Stand“ die Prise mehr Pop, so weist „Orange Crush“ mehr Indie-Rock-Touch auf. „Get Up“ ist eine gelungene Mischung aus beiden, während Instrumente wie das Banjo und das Akkordeon sich bei „You Are The Everything“, „The Wrong Child“ und „Hairshirt“ in den Vordergrund spielen und eine Steel Pedal „World Leader Pretend“ veredelt.

Die Live-CD zur Green World Tour 1989

Die 25th Anniversary Edition enthält neben des Originalalbums noch vier Postkarten mit den Köpfen der einzelnen Bandmitglieder sowie ein Poster (was sehr an die „White Album“-LP-Choreographie der Beatles erinnert), Liner-Notes des Uncut-Herausgebers Allen Jones sowie eine Live-CD mit dem Mitschnitt des vorletzten Auftritts der Green World Tour vom 10. November 1989 in Greensboro (wo sonst?), North Carolina. Insgesamt 21 Songs versammeln sich auf dem beeindruckenden Live-Zeugnis, davon sieben Green-Titel (lediglich „I Remember California“, „Hairshirt“ und „The Wrong Child“ sind nicht mit von der Partie). Natürlich knallen sie uns „It’s The End Of The World“ um die Ohren, „The One I Love“ fehlt ebensowenig wie „Fall On Me“, „Life And How To Live It“ oder „Finest Worksong” und “Perfect Circle”. Und mit „Belong“ sowie „Low“ führen R.E.M. zwei neue Songs auf, die dann 1991 auf „Out Of Time“ erscheinen sollten. Dort war dann auch „Loosing My Religion“ vertreten und fortan spielten R.E.M. bis zu ihrem bedauerlichen Rücktritt 2011 in derselben Liga wie U2.

„Green – 25th Anniversary Edition“ von R.E.M. ist am 10.05.2013 bei Rhino / Warner Music erschienen.

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