Achtes Album von Queens Of The Stone Age. Kann die Stoner-Rock-Band um Josh Homme auf „In Times New Roman…“ immer noch begeistern?
von Jens Krüger
Bluesig-braun wie Mutterboden, schwer und knarzig, pumpend und groovig, dann wieder schrill, wiederborstig und kratzig, wie ein in die Enge getriebene Streuner – „In Times New Roman…“, das inzwischen achte Studioalbum der Queens Of The Stone Age, greift alle Facetten der Vorgängeralben (insbesondere „Era Vulgaris“ und „…Like Clockwork“) auf, um sie Stück für Stück durch den Fleischwolf zu drehen. Ist das jetzt gut oder schlecht?
Die Lautstärke hochdrehen
Bei den ersten
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Durchläufen habe ich noch Schwierigkeiten, insbesondere mit den Eröffnungstracks „Obscenery“ und dem darauf folgenden „Paper Machete“. Viel Bumms und Groove, Streicher irgendwo, dafür kein irisierendes melodisches Farbenspiel, wenig Atmosphäre, die ich an Openern wie „This Lullaby“ so geliebt habe. Die Lautstärke etwas hochdrehen, hilft dann doch sehr. Der Kopf beginnt das Nicken automatisch. Klar, QOTSA spielen in der aktuellen Besetzung seit zehn Jahren zusammen und könnten wohl nicht einmal mit Vorsatz scheiße klingen. Selbst simpelste Schülerband-Riffs werden aufgrund der Konstellation der Protagonisten ohne Anstrengung in mörderische Groover transformiert.
Songs unterm Brennglas
Nehmen wir einige Songs von „In Times New Roman…“ unter das Brennglas. Mein Favorit bis dato ist das raffinierte „Time & Place“, das die Instrumente gekonnt gegeneinander verrückt und verschachtelt, in spastisch zuckende Schlagzeugpassagen mündet und schließlich solide groovend aus dem dunklen Tunnel rollt. Großartig weiter geht’s mit „Made To Parade“, bei dem Josh Homme in der Bridge ein besonders verletzliches Falsett aufsetzt. In solchen Momenten mag ich persönlich QOTSA am liebsten. „Sicily“ ist schön stampfig-episch und der 9-minütige Abschlusstrack „Straight Jacking Fitting“ spielt gekonnt mit Dynamik und Lautstärkeschüben im Mix. Alles sehr, sehr solide.
Die Queens Of The Stone Age als Philosophiefrage
Ob man „In Times New Roman…“ großartig findet oder nur gut, bleibt am Ende wohl eine Philosophiefrage. Konservative Anhänger, die es lieben 20 Jahren hintereinander an den selben musikalischen Urlaubsort zu fahren, werden die Platte feiern. Josh Hommes Stimme – er ist vor ein paar Tagen immerhin 50 geworden – ist unverändert solide, im Timbre vielleicht sogar eine Spur flexibler als früher. Der Signaturesound frisst sich wie gewohnt in Gehörgänge, die Riffs sind fett. Fans, die frische Impulse lieben, werden kaum euphorisch werden, für sie dürfte die Magie früherer Alben nicht mehr spürbar sein.
„In Times New Roman…“ von Queens Of The Stone Age erscheint am 16.06.2023 bei Matador / Beggars. (Beitragsbild von Andreas Neumann)