Album-Comeback nach 24 Jahren: Kann das neue Pulp-Werk „More mit „Different Class“ und „This Is Hardcore“ mithalten?
von Gérard Otremba
Auf die unvermeidliche Frage, ob nun Blur oder Oasis die beste Britpop-Band der 90er gewesen sei, antworten nicht wenige mit Pulp. Und manche erklären „This Is Hardcore“ von 1998 gleich zum wichtigsten und besten Genre-Album. Wo doch auf „Different Class“ aus dem Jahr 1995 mit „Common People“ und „Disco 2000“ die zwei großen Hits zu finden sind. Die Liebe zur Ende der 70er Jahr in Sheffield gegründeten Band um Sänger und Songwriter Jarvis Cocker kann man indes sehr gut nachvollziehen. Ob man Pulp nun Blur oder Oasis bevorzugt, steht aber hier gar nicht zur Debatte. Aber das neue Pulp-Album „More“. Nach unfassbaren 24 Jahren Pause (2001 erschien mit „We Love Life“ die letzte Band-Platte, 2020 „Boyend The Pale“ von Jarv Is) hat es Cocker nochmal mit seiner alten Formation ins Studio geschafft.
Texte vor der Musik fertig
In knapp
drei Wochen waren die Aufnahmen beendet. Wichtig für Cocker, der bekennt: „Ich hatte wirklich Sorge davor, ins Studio zu gehen, denn bei ‚This is Hardcore‘ zog sich das alles in die Ewigkeit. Das war wohl auch tatsächlich der Grund, Pulp irgendwann aufzugeben. Es dauerte einfach zu lang, Dinge fertigzustellen. Und das lag zu großen Teilen an mir selbst. Also dachte ich damals irgendwann, lasst es uns einfach stoppen. Es ist für alle eine Qual, ständig darauf zu warten, bis ich meinen Kram beisammenhabe.“
Sogar Texte, die er sonst zumeist am Ende des Schaffensprozesses schrieb, waren vorab schon fertig. Texte über die Vergänglichkeit von Zeit, über den eigenen Reifeprozess und über eigene Gefühle. Mitauslösender Faktor für das neue Album war der Tod von Bassist Steve Mackay, der 2023 verschieden ist: „Ich versuche noch zu verstehen, warum genau wir beschlossen, dass es die richtige Idee sei, eine Platte zu machen. Es hatte zum Teil sicher mit Steves Tod zu tun“, so Cocker.
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