Provinz: Wir bauten uns Amerika

Provinz credit Warner Music

Zwischen Wehmut und Ekstase: Starkes Debütalbum der Ravensburger Folk-Pop-Band Provinz

Und so geht das manchmal auch. Die Veröffentlichung des ursprünglich für August geplanten Debütalbums der Band Provinz wurde trotz des ganzen Corona-Krams um vier Wochen vorverlegt. Umso schöner für die Fans, die nur knapp ein Jahr nach der EP „Reicht dir das“ schon dem ersten Longplayer der jungen Band aus Ravensburg lauschen können. Die bereits vollkommen gerechtfertigt getätigten Referenzangaben zu Bands wie Von Wegen Lisbeth,  AnnenMayKantereit und Faber sind nicht von der Hand zu weisen und finden in Produzent Tim Tautorat, der bereits mit den beiden letzteren Gruppen zusammenarbeitete, ihre Entsprechung auch auf Produktionsebene.

Provinz lassen das Provinzielle hinter sich

Provinz Wir bauten uns Amerika Cover Warner Music

„Wir bauten uns Amerika“ schlägt schon mächtig ein. Die Cousins Vincent Walzenegger (Gesang, Gitarre), Moritz Bösing (Bass, Gesang) und Robin Schmid (Tasten, Gesang) sowie Kumpel Leon Sennewald nennen sich Provinz, lassen indes auf ihrem Debüt alles Provinzielle hinter sich. Man gibt sich gerne dem von Provinz verbreiteten Rauschhaften hin. Vom Rausch, von der großen Liebe, aber auch der Pein künden die Texte, alles, was zu einer gelebten Adoleszenz dazugehört. Vincent Walzenegger singt mit Leidenschaft und Inbrunst, vermittelt mithin die großen Gefühle. Der Folk-Pop von Provinz changiert zwischen Wehmut und Euphorie, zwischen Traurigkeit und Ekstase, häufig komprimiert in einem Song. Markant sind die Piano/Keyboard-Passagen, die sich wie in „Tanz für mich“ einem mitreißenden Club-Beat unterordnen, oder im schwermütig-feierlichen „Augen sind rot“ zarte Dominanz ausüben.

Diego Maradona und die Post-Party-Einsamkeit

Highlights gibt es auf „Wir bauten uns Amerika“ viele. Neben den beiden erwähnten Titel zählen das quirlige „Diego Maradona“ (der hier nicht als Fußballgott Vorbild findet, sondern als Absturz-Rule-Model), das treibende, überwältigend-überschwängliche, hitverdächtige „Verlier Dich“, das getragene „Wenn die Party vorbei ist“, das die Leere und Einsmakeit nach dem Party-Rausch so perfekt einfängt, sowie der sehnsüchtige Album-Closer „Ich baute Dir Amerika“ („Und ich schlafe mit dir gemeinsam doch alleine sind wir beide“). Eine intensive, emotionale Achterbahnfahrt und ein starkes Albumdebüt.

„Wir bauten uns Amerika“ von Provinz erscheint am 17.07.2020 bei Warner Music. (Beitragsbild: Pressefoto)         

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