Protomartyr: Relatives In Descent – Album Review

Beklemmender Postpunk

Songs von Protomartyr sind mit herkömmlichen Maßstäben nicht zu greifen. Es geht nicht um Strophe-Bridge-Refrain-Muster und eingängige Hooks. Das Quartett aus Michigan setzt auf eine beklemmende Atmosphäre und stellt die meist assoziativen Texte in den Vordergrund. Die drehen sich um den Abgesang Amerikas. Um Angst, Aggression und Ausweglosigkeit. Um eine kaputte Gegenwart und die Abstinenz der Hoffnung auf bessere Zeiten.

Auf ihrem vierten Album perfektionieren Protomartyr diese Spielform, die irgendwo zwischen Proto- und Postpunk anzusiedeln ist. Schon der über fünf Minuten lange Eröffnungstrack „A Private Understanding“ vereint alle Zutaten der Band. Sänger Joe Casey spricht seine Worte hyperaktiv. Die Gitarren steigern sich bis zur Hysterie. Der Rhythmus blendet wie Strobo-Licht.

„Relatives In Descent“ ist eine ungemütliche, dornige Angelegenheit. Vergeblich sucht man nach einer Ruheinsel, einem Anzeichen von Versöhnung. Ob „Caitriona“, „Windsor Hum“ oder „Male Plague“: Protomartyr lärmen, bis auch der letzte zuhört. Die zwölf Songs sind kein Angebot, sondern ein Imperativ. Wenn Gitarrenmusik noch einmal bedeutsam werden will, dann vielleicht so.

„Relatives In Descent“ von Protomartyr erscheint am 29.09.2017 bei Domino Records.

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