Auf ihrer Tour zum neuen Album „Never Let Me Go“ spielten Placebo ein routiniertes Konzert in der Hamburger Barclays Arena
Nach neun Jahren veröffentlichten Placebo im März dieses Jahres mit „Never Let Me Go“ eine Art Wiederauferstehungsalbum, mit dem sich die Band u.a. auch an die Spitze der deutschen Charts katapultierte. Das auch von uns an dieser Stelle positiv rezensierte Werk erwies sich als ein energetisches und vorbildliches Platten-Comeback. Am 22.10.2022 gastierten Placebo in der fast ausverkauften Hamburger Barclays Arena, um die Songs ihres aktuellen Albums live vorzustellen. Die 1994 in London gegründete Indie-Rock-Pop-Band besteht seit einigen Jahren offiziell nur noch aus Sänger und Gitarrist Brian Molko sowie Gitarrist Stefan Olsdal, die live von Tour-Musikern an Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboard/Geige unterstützt werden.
Placebo und das Handyverbot
Placebo spielten fast das komplette neue Album, womit die Hälfte des Auftritts bereits gefüllt war. Durchweg hielten die Songs auch live, was sie auf Platte versprachen, allen voran das hymnisch-melancholische „Beautiful James“, das zackige „Twin Demons“, das verstörende „Surrounded By Spies“, das wehmütige wie umwerfende „Chemtrails“ oder das strahlende „Try Better Next Time“. Allerdings ging der erste Teil des Konzerts doch ein wenig im gewaltigen wie opulenten Bombastsound unter. Placebo, die mittels Lautsprecherdurchsage und Leinwandtext die Fans zum Nichtgebrauch ihrer Handys zwecks Film- und Tondokumente aufforderten (was eine geteilte Reaktion hinterließ, aber die sonst so beliebte, aber halt auch nervige Handy-Photographiererei und Filmerei auf ein Mindestmaß beschränkte), spielten ihre Setlist so konzentriert wie routiniert runter.
Die Crowdpleaser
Ansagen oder andere Interaktionen mit dem Publikum fanden praktisch nicht statt (manche mögen das bedauern, andere befürworten), so reihte sich ein Song an den nächsten und bereits nach einer guten Stunde bog die Band mit „For What It’s Worth“ auf die Zielgerade, die mit „Slave To Wage“, „Song To Say Goodbye“, „The Bitter End“ sowie „Infra-red“ weitere Crowdpleaser zu bieten hatte. Leider fehlte wie schon beim letzten Placebo-Konzert 2016 an gleicher Stelle (Sounds & Books berichtete) der Überhit „Every You Every Me“ und auch ansonsten stand leider kein einziger Song aus ihrem zweiten Album „Without You I’m Nothing“ auf dem Programm. Stattdessen mit „Shout“ von Tears For Fears und „Running Up That Hill“ von Kate Bush zwei Megahits und Ohrwürmer aus den 80er-Jahren im Zugabenteil. Kann man natürlich mal machen. Nach knapp 100 Minuten verklang der letzte Ton, ein letztes Winken und dann traten Molko und Olsdal von der Bühne.
(Beitragsbild: Pressefoto von Mads Perch)
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Kann mir jemand sagen, wie die Vorband hieß?
Deadletter heißt die Band.
Mein erstes Placebo Konzert und leider enttäuscht worden…
Ich hätte gerade im Zugabenteil u.a. „This Picture“ erwartet.
Schade…
Das Konzert war nix.
Routiniert ist wirklich zu nett beschrieben.
Runtergespielt trifft es besser.
Da ich nach dem mittelmäßigen Tears for Fears Cover „Shout“ gegangen bin – kann ich nicht mal sagen, ob Placebo überhaupt 90 Minuten gespielt haben.
du vergisst zu erwähnen, dass der Sound hundsmiserbale war. Selten so einen Mist gehört