PINS live in Hamburg – Konzertreview

Kurz und intensiv: Das Damen-Quintett PINS begeistert mit seinem Auftritt am 24.02.2016 im Hamburger Molotow

Text und Fotos von Gérard Otremba

So muss es damals gewesen sein. So, oder so ähnlich. Damals im legendären CBGB in New York. Damals in den 70ern, als Punk, Rock, New Wave und Pop in diesem Club verschmolzen und der Bands wie Blondie, Television, Ramones, Patti Smith Group oder Talking Heads zum Durchbruch verhalf. Die fünf Damen von PINS kommen zwar aus Manchester, England, ihre Musik hätte jedoch auch perfekt ins CBGB gepasst.

PINS Molotow 2016

In Hannover wiederum wohnen die drei Herren der Formation Consolers. Sänger und Gitarrist Florian Hofer, Bassist Till Schomburg und Schlagzeuger Albrecht Bibas spielen seit knapp zwei Jahren zusammen und haben sich einer Variante des Indie-Pop-Rock angenommen, die Psychedelic-Rock, Alternative-Rock sowie Franz Ferdinand und Bloc Party miteinander verbindet. In der Kürze der Zeit habe er es nicht geschafft, für den just verstorbenen Peter Lustig einen Song zu schreiben, aber für William Shatner (Captain Kirk aus Raumschiff Enterprise, die Red.) hätten sie ein Lied, erzählt Florian Hofer und sammelt damit viele Pluspunkte, zumindest bei allen über 40-jährigen im Publikum, die sowohl mit Peter Lustig, als auch mit Captain Kirk aufgewachsen sind. Außerdem hat die Band Consolers mit dem Song „Ghost“ einen veritablen Indie-Pop-Hit im Gepäck, der in seiner Ausrichtung an Lawrence Arabia erinnert. Und das kann dann nicht so verkehrt sein.

Consolers Molotow 2016

Um 22 Uhr betreten dann Sängerin und Gitarristin Faith Holgate, Gitarristin Lois McDonald, Bassistin Anna Donigan, Keyboarderin und Gitarristin Kyoto Swann sowie Schlagzeugerin Sophie Galpin die Bühne des Molotow, wärmen sich und das Publikum mit dem sich anschleichenden „Molly“ ein, bevor das Quintett mit „Young Girls“ ihre Indie-Pop-Affinität beweist. Die Melodik dieses Songs wird live nicht angetastet, bleibt catchy und hat genug Drive, um die Fans in Stimmung zu bringen.

PINS Molotow 2016

Die Songs von PINS zeichnet sich nun nicht durch Überlänge aus, und so geht es Schlag auf Schlag: „Curse These Dreams“ und „Too Little Too Late“ vom aktuellen Album Wild Nights wechseln sich mit den Frühwerken „Shoot You“ (ein kurzer, knackiger und aufgekratzter Post-Punk-Kracher) und „LuvU4Lyf“ (ein dunkler, mächtiger und fast apokalyptisch wirkender New Wave-Punk-Song) ab, und das neue Stück „Trouble“ wirkt finster und bedrohlich. Im Rauschzustand sind dann alle bei „Get With Me“, immer noch die PINS-Hymne schlechthin in der noch sehr jungen Karriere der britischen Band, Schrammelrock mit Pophymnik.

PINS Molotow 2016

Längst entpuppt sich Gitarristin Lois McDonald als Partymaus, die ausgelassen hüpft, schreit, die Band antreibt und prächtig mit der neben ihr positionierten Keyboarderin Kyoto Swann harmoniert, während Bassist Anna Donigan das Treiben ihrer Kollegin eher stoisch zur Kenntnis nimmt, Sophie Galpin sich die Hände wund trommelt und Faith Holgate zwischen Eleganz und aufbrausender Leidenschaft changiert, zwischen Siouxsie und Debbie, wie ihr expressiver Gesangsstil beim Manifest „Girls Like Us“ und „Mad For You“ beweist, hier bleibt kein Stein mehr auf dem anderen, es wird wüst und laut. Auch „Oh Lord“ wird trotz zeitweilig harmonischer Chorgesänge nach allen Regeln der Kunst zerlegt. „Waiting For The End“ prescht in bester Ramones-Laune dem Ziel entgegen und das abschließende „Dazed By You“ zeigt, der finalen Untergangsphantasien zum Trotz, den Pop-Appeal von PINS.

PINS Molotow 2016

45 Minuten vorbei, PINS kommen noch für eine Zugabe, der Coverversion „Hybrid Moments“ von The Misfits, zurück, knappe zwei Minuten Punk-Rock-Enthusiasmus und Faith Holgate mischt sich unter die Gäste und tanzt in der Menge. Doch, so, oder so ähnlich wird es damals im CGBG in New York gewesen sein. Aber das ist bekanntlich auch nicht mehr das, was es mal war. Stattdessen gibt es ja das Molotow in Hamburg. Für Konzerte wie das von PINS.

PINS Molotow 2016

PINS Molotow 2016

PINS Molotow 2016

PINS Molotow 2016

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