Phoebe Bridgers: Punisher – Albumreview

Phoebe Bridgers by Frank Ockenfels

Verhuscht-verschleierte Indie-Folk-Perlen von Phoebe Bridgers

Es geht durchaus hoch her in der Karriere von Phoebe Bridgers. Zunächst die 7“-Veröffentlicheung „Killer“ von 2016, dem ein Jahr später das rundum gelungene, und bei Sounds & Books rezensierte Debütalbum „Stranger In The Alps“ folgte. Mit den Kolleginnen Julien Baker und Lucy Dacus gründete sie anschließend die Indie-Band Boygenius, und vor Jahresfrist kollaborierte sie noch mit Conor Oberst in der Folk-Rock-Formation Better Oblivion Communion Center (BOCC), deren selbstbetitelte Platte bei uns Einlass in die Rubrik „Alben des Jahres 2019“ fand. Im Jahresrhythmus geht es bei Bridgers weiter.

Impressionistisch und filigran

Phoebe Bridgers Punisher Cover Dead Oceans

„Punisher“ heißt ihr zweites Solo-Album, das ebenso wie das Debüt in Zusammenarbeit mit den Produzenten und Mitmusikern Tony Berg und Ethan Gruska entstand. Neben den bereits erwähnten Künstlern waren auch Nathaniel Walcott (Bright Eyes), Nick Zinner (Yeah Yeah Yeahs), Jenny Lee Lindberg (Warpaint), Blake Mills und Jim Keltner sowie ihre Stammband, bestehend aus Marshall Vore (Schlagzeug),Harrison Whitford(Gitarre), Emily Retsas(Bass) und Nick White (Keyboard), an der Entstehung des Albums beteiligt.  Den Schwung ihrer BOCC-Arbeit rettet die kalifornische Songwriterin in die bei Sounds & Books als Song des Tages vorgestellte Vorabsingle „Kyoto“, die hymnischen Indie-Pop mit euphorischem Folk-Rock kombiniert, schwelgende Bläserarrangements inklusive. Auf diesen Ausbund an schwärmerischer Ausgelassenheit müssen die Hörer während der anderen zehn Tracks auf „Punisher“ zumeist verzichten. Phoebe Bridgers nähert sich unseren Gehörgängen sonst eher verhalten, impressionistisch und filigran.

Der Leisetreter-Indie-Folk der Phoebe Bridgers

Kein gängiger Singer-Songwriter-Folk, sondern fast schon verhuscht-verschleierter, unergründlicher Indie-Folk, der im Zeitlupentempo daherkommt. Der in „Saviour Complex“ samt Sehnsuchts-Geigenspiel in verwunschen-verträumte, cineastische Gefilde driftet, und im Titelsong „Punisher“ sowie bei „Moon Song“ mit völliger Entschleunigung die Zeit gar anzuhalten versteht. Im ähnlich behutsamen Modus verbleibt die 25-jährige Songwriterin im zärtlichen „Garden Song“, im angejazzten, Chamber-Folk-artigen „Halloween“, und auch das Banjo-infizierte, countryeske „Graceland Too“ schleicht mehr, als dass es auf die Überholspur ausweicht. Expressiv wird Phoebe Bridgers ansatzweise noch in „I See You“ sowie am Ende von „Chinese Satellite“ und im Abschlusstrack „I Know The End“. Insgesamt aber huldigt sie dem Leisetreter-Indie-Folk, und das auf ganz wunderbare Weise.

„Punisher“ von Phoebe Bridgers erscheint am 19.06.2020 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Frank Ockenfels)     

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