Ein informatives und vergnügliches Buch für Musikliebhaber
von Gérard Otremba
Die Journalisten Philipp Krohn und Ole Löding sind seit ihren frühen Teenegerjahren Musikfans. Wahrscheinlich kann man sie auch als Nerds und vielleicht auch als Freaks bezeichnen. Doch, doch. Wer seine Plattensammlung „zumindest zeitweise nach Orten“ sortiert, ist ein Musik-Freak. Wohl auch nötig, um sich auf den Weg zu machen und den Klang der Städte zu erkunden und der Frage nachzugehen, wie Städte die Entstehung von Popstilen beeinflussen. Krohn und Löding besuchten auf ihrer Musikreise insgesamt 24 Städte in Europa und den USA, darunter musikalische Metropolen wie New York, Los Angeles, San Francisco, Memphis, Nashville, Seattle, London, Manchester, Liverpool, Berlin und Hamburg. Aber auch die Städte Bristol, Stockholm, Austin, Glasgow, Wien und Düsseldorf lagen auf der Route dieser doch sehr bemerkenswerten popmusikalischen Entdeckungsreise.
Im Kapitel „Reisevorbereitungen“ erklären Krohn und Löding, dass sie aus zeitlichen und finanziellen Gründen musiktechnisch interessante die Städte Atlanta, Philadelphia und Dublin genauso auslassen mussten wie Zentren in Südamerika, Australien und Asien. Geplante Abstecher nach Montreal und Den Haag fielen dem mangelnden Interesse der Kontaktpersonen vor Ort zum Opfer. Andernorts waren die Gastgeber zuvorkommender und die Gesprächspartner auskunftsfreudiger. Und so kann man den Sound Of The Cities beim Lesen des Buches immer wieder zwischen den Zeilen hindurch hören, der sich in der Zwischenzeit nie nur auf einen pro Stadt reduzieren lässt. Eins ist gewiss: Der Rock’n’Roll in allen seinen Facetten stirbt dankenswerterweise immer noch nicht aus, die Clubszene existiert und lebt fort. Ob die von diversen Künstlern formulierten Ursachen für spezifische Stadtklänge immer stimmig sind, muss jeder Leser für sich selbst überprüfen. Aber die Einblicke und Zugänge, die uns Philipp Krohn und Ole Löding präsentieren sind in der gebotenen Länge anekdotenreich, gehaltvoll und unterhaltsam.
Jede Stadt erhält zehn bis zwanzig Seiten, hinzu kommen noch ein Mixtape mit zwanzig verschiedenen Songs von stadt- und darüber hinaus bekannten Bands und Solokünstlern sowie die sogenannten „Pop-Spots“, eine kleine Auflistung von besuchenswerten Clubs, Bars, Plattenläden und anderen Musik-Sehenswürdigkeiten. So entsteht ein vorzüglicher musikalischer Reiseführer, der nicht nur Nerds und Freaks überzeugen sollte. Einen kleinen Abzug in der B-Note gibt es leider doch, denn im ausführlichen Berlin-Kapitel werden mit Element Of Crime eine der wichtigsten und besten deutschen Bands, mit Funny van Dannen der witzigste und melancholischste Liedermacher und mit den Lassie Singers (mehr Punk geht nicht), drei essentielle Namen gar nicht erwähnt, während der mittelprächtigen Band Mia. genügend Platz eingeräumt wird. Ansonsten ein wirklich informatives und vergnügliches Buch für alle Musikliebhaber und die es noch werden wollen.
Philip Krohn und Ole Löding: „Sound Of The“, Verlag Rogner & Bernhard, 978-3-95403-091-0, 22,95 €.