Philip Selway: Strange Dance

Philip Selway by Phil Sharp

Radiohead-Gründungsmitglied Philip Selway auf Solopfaden

Der Schlagzeuger der Band Radiohead Philip Selway bringt mit „Strange Dance“ sein drittes Soloalbum heraus. „Strange Days“ beginnt mit dem Song „Little Things“ und dem Satz „don’t believe what they say“ und von dort aus startet eine Reise durch zehn Songs. Bereits auf dem ersten Track breiten sich große Streicher-Arrangements aus, die das Album dominieren werden. Auf dem folgenden „What Keeps You Awake At Night“ zeigt Philip Selway, dass er vorhat, auf diesem Album einige Experimente vorzunehmen. Hier findet sich nur eins von vielen langen Instrumentalparts. Geschrieben wurden die Songs alle entweder auf einer Gitarre oder an einem Klavier.

Gitarren sucht man auf diesem Album allerdings fast vergeblich, während das Klavier die Grundlage für viele Songs bildet. So auch auf „Check For Signs Of Life“, das mit einem Klavier beginnt und dann von den Streichern fortgeführt wird. Spätestens hier zeigt sich Selways lyrisches Talent. Er spricht davon, dass sich die Welt verändert hat und obwohl das bedrohlich erscheint, kommt er zu dem Schluss, dass man diese Veränderungen zulassen sollte. Trotz der textlichen Schwere schwingt hier Hoffnung mit.

Philip Selway: Ein Schlagzeuger, der kein Schlagzeug spielt

Philip Selway Strange Dance Cover Bella Union

Philip Selway gehört zu den angesehensten Schlagzeugern der Welt und trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb hat er sich entschieden, auf seinem neuen Album nicht selbst Schlagzeug zu spielen. Sowohl das Schlagzeug als auch die Percussion überließ er Valentina Magaletti, während die Streicher-Arrangements von Laura Moody kommen. Diese beiden Faktoren haben den Sound des Albums nachhaltig geprägt und die Produktion von Marta Salogni hat dafür gesorgt, dass auch die Stimmung transportiert wird, die Selway mit seinen Songs erzeugen wollte.

Auf „Make It Go Away“ ist erstmals eine Gitarre im Vordergrund zu hören, die dann aber auch schnell wieder zwischen Streichern und Bläsern untergeht. Obwohl es viel orchestrales an sich hat, fühlt es sich nicht an, als wäre man plötzlich in einem Orchester-Album gelandet. Die Songs beginnen ruhig und entfalten sich immer wieder gegen Ende in langen Instrumentalparts, die die Stimmung des Songs noch einmal verdeutlichen.

Von Filmmusik zu einem Album voller Hoffnung

Jeder Song ist eine individuelle Reise und Philip Selway ist hierbei der erfahrene Reiseleiter, der genau weiß, was er da macht. Er weiß, welche Zutaten es braucht, um jegliche Stimmungen zu erzeugen, und er weiß auch, an welchem Punkt ein Experiment vielleicht besser beendet werden sollte. Die Songs eigenen sich allesamt als Filmmusik, was vielleicht daran liegt, das Selway vorher Filmmusik gemacht hat und die Dramaturgie der Filmmusik einfach ein bisschen zu sehr verinnerlicht hat.

Das Album endet mit dem Song „There’ll Be Better Days“ und rundet damit das Gesamtwerk perfekt ab. Es ist ein Song mit interessanter Eigendynamik, der schließlich in absoluter Hoffnung gipfelt. Das Album begann mit den unsicheren Worten „don’t believe what they say“ und endet mit dem hoffnungsvollen Satz „and there’ll be better days“. An diesem Punkt steigt man gerne aus dem Reisebus aus, in den Philip Selway einen eingeladen und mitgenommen hatte.

„Strange Dance“ von Philip Selway erscheint am 24.02.2023 bei Bella Union/PIAS. (Beitragsbild von Phil Sharp)

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben