Peter Doherty & The Puta Madres

Peter Doherty The Puta Madres Credit Thibault Leveque

Peter Doherty findet Heilung in der Musik

Drogen, Exzess, Skandal, Tod, Genie und Wahnsinn: In jedem Text über Peter Doherty müssen diese Begriffe mindestens einmal auftauchen. Ist scheinbar eine goldene Regel. Hätten wir hiermit abgehakt. Nun zu seiner neuen Platte. Die ist erfreulicherweise deutlich weniger vorhersehbar. Seine neue Bands The Puta Madres (dt. „verdammte Mütter”) ist in etwa das, was die Mescaleros für Joe Strummer gewesen sein müssten. „Wir sind in dieser Band sechs verlorene Seelen mit frischem Geist, die irgendwie durch das Netz der Gesellschaft gefallen sind, die nun aber in der Musik Heilung finden“, beschrieb Doherty kürzlich im Interview das Bandgefühl. Eine neue Gang also, die auf sich acht gibt und in der die Musik im Vordergrund steht.

Selten gewordene Aufrichtigkeit

Peter Doherty The Puta Madres Cover Strap Originals

Und die klingt trotz aller Doherty-Typischkeiten diesmal auch ganz anders als all seine Sachen zuvor. Alle elf Tracks wurden in nur vier Tagen eingespielt. Was auch deshalb so gut funktionierte, weil sie zum Großteil bereits seit 18 Monaten live auf Tour getestet und perfektioniert wurden. Durch die Instrumentierung des Sextetts mit Geige, Harp, Glockenspiel und Co. klingen viele Songs folkiger, rootiger. Dazu trägt auch die knochige Produktion bei, durch die die Songs klingen als würden sie live im Nachbarzimmer gespielt. Geradezu intim und verletzlich ist das neue Material. Man höre als Beleg nur mal „Someone Else To Be“, dessen Verletzlichkeit in einer Aufrichtigkeit gründet, die selten geworden ist. Noch ergreifender ist „A Fool There Was“.

Peter Doherty lässt sich treiben

Aber nicht nur in den stillen Momenten zeigt Doherty neue Seiten. Auch wenn es zur Sache geht, entlocken die Puta Madres ihm ungehörte Facetten. Während „Who’s Been Having You Over“sich noch am ehesten der Libertines-Formel bedient, sind das stolpernde „The Steam“ und das honky tonkige „Lamentable Ballad Of Gascony Avenue“ Exkursionen in Parallelwelten, in denen Genregrenzen und Zeitgeistvorstellungen sich vollkommen auflösen. Doherty und Begleiter wechseln Tempo und Stimmung, verlassen das übliche Strophe-Bridge-Refrain-Schema und lassen sich weit treiben.

Ein intimes Porträt

Besonders wird es auch noch einmal ganz am Ende. Nur zur Akustikgitarre gibt Peter Doherty den countryesken Storyteller. Da sitzt man also irgendwo im Nirgendwo und lauscht diesem lallenden Trunkenbold und wünscht sich, er möge nicht mehr aufhören zu spielen. Diese Platte sei ein „verheerendes, intimes Porträt von Liebe, Verlust, Tragödie, Sucht und der Kraft der menschlichen Seele, ihre dunklen Ebenen zu überwinden“, sagt Doherty. Es gibt nichts zu ergänzen.

„Peter Doherty & The Puta Madres“ erscheint am 26.04.2019 bei Strap Originals / Cargo Records (Beitragsbild by Thibault Leveque).

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