Paul Young: Good Thing – Album Review

Vertonte Reife

von Sebastian Meißner

Grau ist er geworden. Man könnte auch sagen: gereift. Und das gilt nicht nur für sein Aussehen, auch stimmlich und musikalisch macht sich bei Paul Young das Alter bemerkbar. Darf es ja auch, immerhin hat der Brite ja auch schon 60 Jahre auf dem Tacho. Für die mal mehr, mal weniger bekannten Southern- und Memphis-Soul-Klassiker, die er auf „Good Thing“ interpretiert, ist diese Weisheit durchaus förderlich. Denn für den Soul, so heißt es, muss man gelebt, geliebt und gelitten haben. Young betritt damit kein Neuland. Schon als Frontmann der Q-Tips war er Soul-Sänger. Und auch im Laufe seiner 35-jährigen Karriere als Pop-Star baute er immer wieder Soul-Elemente in seinen Sound ein.

Insofern ist „Good Thing“ auch ein Stück weit eine Reise zurück zu seinen Wurzeln. Es ist ein nostalgisches Album geworden. Ein wehmütiger Blick zurück auf Zeiten, in denen Soul noch mit Hammond-Orgel, Chorgesang und Bläsersätzen verziert war. „L-O-V-E“ von Al Green, „Tripped And Fell In Love“ von Ann Peebles, „Touch A Hand, Make A Friend“ von den Staple Singers, „Big Bird“ von Eddie Floyd – es sind meist Songs großer Künstler, die eher in der zweiten Reihe stehen, die Young ausgewählt hat. Zu Unrecht vernachlässigte Perlen, denen sich der Brite mit viel Demut widmet. Aufgenommen in einer alten Scheune in Richmond, klingen die Stücke wie aus der Zeitmaschine befreit. Besonders gelungen sind „I believe in you (You believe in me)“ von Johnny Taylor und Lou Rawls´ „Your Good Thing (Is About To End)“, das dem Album seinen Namen gab.

Über die Qualität seiner Version des Bee Gees-Schmachters „Words“ sind die Kritiker sich uneins. Dass es im Album-Kontext funktioniert und Young es wie selbstverständlich in die Reihe mit aufnimmt, spricht für das wiedererstarkte Selbstbewusstsein des Sängers und seinen freien Umgang mit den Genres. Hier geht es nicht um Prinzipien oder Regeln, sondern einzig um die Liebe zur Musik. Dass Young sich nach seinem zwischenzeitlichen Stimmverlust wieder so fangen würde, war nicht zu erwarten. Umso schöner, dass ihm mit „Good thing“ ein inspiriertes, warmherziges und stellenweise richtig starkes Album gelungen ist. Gute Sache das.

„Good Thing“ von Paul Young ist am 15.04. bei ADA/ Warner erschienen.

Facebook

Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Facebook.
Mehr erfahren

Beitrag laden

Kommentar schreiben