Pünktlich zum 66. Geburtstag bastelt Paul Weller mit „66“ weiter an seinem eigenen Genre
von Sebastian Meißner
Einen Tag vor seinem 66. Geburtstag veröffentlicht der Modfather dieses Album mit dem passenden Titel „66“. Es ist das 17. Solo-Album seiner Karriere. Ist es ein Alterswerk? In gewisser Weise schon. Denn Weller stellt sich nicht nur mit dem Albumtitel seinem Alter, sondern auch in seinen Texten. In den neuen Stücken geht es um Vertrauen, Verlust und Verlässlichkeit im Leben. Hilfe beim Texten bekam er dabei von Madness-Frontmann Suggs, Noel Gallagher und Bobby Gillespie – allesamt große Weller-Verehrer und Wegbegleiter.
Paul Weller zwischen Soul, Blues und Punk
Auch musikalisch
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ist „66“ eine reife Platte im besten Wortsinn. Die Arrangements sind ausgetüftelt, das Tempo mid, Weller verziert einzelne Passagen mit Bläsern und Streichern. Orientiert ist das Songwriting am britischen Blues und Northern Soul, aber auch die Punkwurzeln hat Weller nicht komplett vergessen. War die erste Single „Rise Up Singing“ etwa noch eher getragen-melancholisch, lässt es „Jumble Queen“ durchaus amtlich krachen. Andere Tracks – etwa „Soul Wandering“ – verarbeiten auch Folk-Elemente. Besonders berührend ist „I Woke Up“, das Weller von einer ungewohnt zarten Seite zeigt und zudem das schönste Orchester-Arrangement der gesamten Platte vorzuweisen hat.
Sein eigenes Genre
Paul Weller ist längst sein eigenes Genre geworden, in dem die verschiedenen Einflüsse wie selbstverständlich miteinander vermählt werden. Seine Stimme steht noch immer kraftvoll über allem. Sie erzählt jetzt aber andere Geschichten als früher. Es ist vermutlich genau das, was Wellers Alben so relevant macht und ihn vor Fehltritten schützt: die Bereitschaft, in jedem Augenblick im Hier und Jetzt zu leben. Die Bereitschaft, weiter zu gehen und neugierig zu bleiben.
Und so ist „66“ zwar typisch Weller, aber eben auch anders als alles, was er zuvor veröffentlicht hat. Vor allem aber ist es eine reife und ergreifende Platte. Weller still glides the dream.
„66“ von Paul Weller erscheint am 24.05. bei Polydor / Universal Music. (Beitragsbild von Nicole Nodland)