Paul McCartney: McCartney III – Albumreview

Paul McCartney Credit Mary McCartney

Mit seinem neuen Solo-Album gelingt Paul McCartney wieder ein meisterliches Werk

Vor fünfzig Jahren erschien „McCartney“, das LoFi-Home-Recording-Solodebüt-Album, das ähnlich wie das von Electronica-Klängen dominierte „McCartney II“ zehn Jahre später in kompletter Eigenregie von Paul McCartney eingespielt und produziert worden ist. Nun also „McCartney III“ und erneut hat der Ex-Beatle sämtliche Songs im Alleingang aufgenommen, erneut steht eines seiner Alben am Beginn eines neuen Jahrzehnts und erneut erfindet sich der nunmehr 78-jährige Songwriter irgendwie neu. Im Vergleich zumindest zu „McCartney II“ eine wesentlich qualitativere und vor allem hörbarere Neuerfindung. Obwohl er so etwas wie ein Neuerfindung natürlich gar nicht nötig hat und nie hatte. Allerdings blitzt hier wieder das Genie McCartneys auf.

Paul McCartney arbeitete an bereits existierenden Songideen

Paul McCartney McCartney III Cover Universal Music

Ursprünglich war für 2020 kein neues Album geplant, aber während der Pandemie-Isolation arbeitete Paul McCartney an bereits existierenden Songideen. Er machte dort weiter, wo er einst aufgehört hatte, es ging ihm „eher darum, für mich selbst Musik zu machen – also nicht so sehr um Songs, die sonst irgendeine Bestimmung hatten oder irgendeinen Dienst erfüllen sollten. Ich machte einfach nur das, worauf ich gerade Lust hatte. Und so war mir auch gar nicht klar, dass daraus mal ein Album werden würde“, so McCartney selbst. Wurde es aber. Auf „McCartney III“ schenkt uns der Brite einige der aufregendsten Kompositionen seiner 50-jährigen Solo-Karriere.

Soul-Gospel und Blues-Rock’n’Roll

Die erste von ihnen platziert er an zweiter Stelle der Platte. Nachdem das fünfminütige Quasi-Instrumental McCartneys Gitarren-Qualität aufzeigt, blüht er als Arrangeur im artifiziellen „Find My Way“ voll auf. Die Überführung der Spät-Beatles samt 70er-Pop-Querverweise in das Hier und Jetzt. Da kommt man aus dem Staunen kaum heraus, auch wie McCartney aus seiner immer noch geschmeidigen Stimme plötzlich ins Falsett kippt. In der bewegenden Piano-Ballade „Woman And Wives“ taucht er indes tief in Soul-Gospel-Dimension ein, nur um anschließend im knackigen und sehr kurzen „Lavatory Lil“ als Blues-Rock’n’Roller wiederaufzuerstehen.

Paul McCartney evoziert die Beatles

Seine ganze Klasse zeigt Paul McCartney jedoch wieder im über acht Minuten währenden „Deep Deep Feeling“, das er mit seiner kargen, jedoch lyrischen Instrumentierung vom mäandernd-schleichenden R&B in Psychedelic-Pop-Gefilde führt. Das zwischen Akustik- und Baroque-Pop changierende „The Kiss Of Venus“ evoziert nochmals die Beatles und der betörende und majestätische Soul von „Deep Down“ ist ebenfalls über alle Zweifel erhaben. Und am Ende macht das pittoreske „Winter Bird – When Winter Comes“ den Deckel zu. Ein wahrlich großer Wurf des Meisters aus Liverpool. Bob Dylan, Bruce Springsteen, Elvis Costello, und nun Paul McCartney. Ältere weiße Musiker zeigen auch im Jahr 2020, was sie noch drauf haben.

„McCartney III“ von Paul McCartney erscheint am 18.12.2020 bei Universal Music. (Beitragsbild von Mary McCartney)  

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