Paul McCartney and Wings: Wings Over America

Paul McCartney und seine Wings live in America

von Gérard Otremba

Wings Over America ist nicht nur eine der erfolgreichsten Platten Paul McCartneys aus der Post-Beatles-Ära, sondern steht auch exemplarisch für sein Schaffen in den 70er Jahren. Sicherlich auch für die 70er als Musikjahrzehnt. Dass sowohl John Lennon, als auch McCartney mit ihren Solo- und Bandprojekten nicht mehr an ihre überragende Songwriterkunst bei den Beatles herankamen steht außer Frage, doch Ausrufezeichen setzten sie allemal noch. McCartney sicherlich mit RAM, Band On The Run und eben seinem Tripple-Live-Album Wings Over America, nun als Remastered-Doppel-CD erhältlich.

Die Live-Mischung aus Beatles-Songs und Wings-Kompositionen

Natürlich spielten auch damals Beatles-Songs immer noch eine Rolle im Live-Repertoire McCartneys. Hier allen voran das eher unbekanntere, auf Help! Veröffentlichte „I‘ve Just Seen A Face“, das, in einem Akustikset untergebracht, ebenso wie „Bluebird“ und „Blackbird“, als Pate für all die Neo-Folk-Americana-Bands wie Mumford & Sons steht. Songs, die dieser Live-Platte Glanz verleihen. Natürlich blüht Paul McCartney immer bei Balladen auf, das funktioniert bei ihm immer, egal, ob bei „Yesterday“, „The Long And Winding Road“, oder der Edelschnulze „My Love“. Viele seiner 70er-jahre Hits kommen über den beschwingten Gute-Laune-Pop („Listen To What The Man Said“, „Let Em In“) nicht hinaus. Dass er aber auch euphorische, mitreißende und opulente Evergreens komponieren konnte, hören wir noch mal bei „Live And Let Die“, dem Titelsong zum ersten James Bond-Film mit Roger Moore in der Hauptrolle („Leben und sterben lassen“) und „Band On The Run“. „Silly Love Songs“ hingegen hat schon immer die Fangemeinde gespalten. Wie auch immer man zu diesem Song stehen mag, Ohrwurmqualitäten kann man ihm nicht absprechen. Stücke wie „Spirits Of Ancient Egypt“ oder „Medicine Jar“ sind typischer, vorwärtstreibender 70er-Jahre-Blues-Rock mit dazugehörigem Gitarrengegniedel. Etwas langsamere, aber mit mehr Soul versehene Blues-Stücke wie „Maybe I’m Amazed“ und „Call Me Back Again“ stehen Paul McCartney und seinen Wings besser zu Gesicht.

Paul McCartney und seine formidable Band Wings

Die Band spielte natürlich formidabel auf. Mit seiner damaligen Ehefrau Linda McCartney am Keyboard, den Gitarristen Denny Laine und Jimmy McCulloch, dem Schlagzeuger Joe English sowie der Bläsersektion mit Tony Dorsey, Howie Casey, Steve Howard und Thaddeus Richard fand McCartney eine kongeniale Band zur Umsetzung seiner musikalischen Ideen. Wings Over America dokumentiert auf eindrucksvolle Weise Paul McCartneys Live-Vermächtnis aus den 70erJahren. Ein ausführlicheres Booklet für die Doppel-CD wäre wünschenswert gewesen, Hardcorefans können sich aber auch die Deluxe Edition kaufen. Dieses Box Set besteht aus vier Büchern, drei CDs und einer DVD, die perfekte Rundumversorgung also.

„Wings Over America“ (Remastered Album) von Paul McCartney and Wings ist am 25.05.2013 bei Hear Music / Universal erschienen.

Kommentar schreiben