Auf ihrem neuen Album klingen Other Lives überzeugender denn je
Die Musik von Other Lives zu beschreiben, fällt nicht leicht. Da ist eine Verwurzelung im Folk und Country, da ist eine Nähe zu Indie und eine Affinität zu orientalischen Ornamenten. Leichter fällt es dagegen, die Besonderheit dieser Mischung zu erkennen. Die Band besetzt seit ihrem Debut-Album „Timer Animals“ von 2011 eine Nische, zu deren Erreichung nur sie den Weg zu kennen scheinen. Leider gilt das nicht nur für andere Musiker, sondern auch für den Großteil des Publikums. Und so blieb die große Anerkennung bislang aus. Es gibt Musikkritiker, die behaupten, Other Lives seien die unterschätzteste Band ihrer Generation.
Die Kraft von Other Lives
Dies könnte sich nun mit „For Their Love“ ändern. Nicht, weil sich Sänger Jesse Tabish und seine Mitstreiter hier stärker dem Mainstream anbiedern (das Gegenteil ist der Fall), sondern weil man schlicht nicht glauben mag, dass diese Musik dieser Truppe länger so grußspurig unentdeckt bleiben soll. Die Liste großer Momente auf „For Their Love“ ist lang: Schon der Opener „Sound Of Violence“ setzt den ernsten Ton dieser dramaturgisch perfekt inszenierten Musik. Die Single „Lost Day“ überrascht mit Streichern, Chören und Kastagnetten und einer Melodie, die sich tagelang im Ohr festsetzt. Das ordentlich treibende „We Wait“ atmet eine Wild-West-Atmosphäre und das im 3/4-Takt schunkelnde „Sideways“ entlässt den Hörer sanft in die Realität zurück. Eine runde Sache also.
Der Weg in die Nische
Das Besondere an den Songs von Other Lives ist nicht allein die eigensinnige Instrumentierung oder der ergreifende Vortrag von Sänger Tabish. Es ist die fokussierte Atmosphäre, die hier vermittelt wird und die irgendwo zwischen Melancholie und Euphorie liegt. Other Lives haben mit ihrem neuen Album ein helles Licht entzündet. Bleibt zu wünschen, dass es dem Publikum den Weg in ihre Nische weist.
„For Their Love“ von Other Lives erscheint am 24.04.2020 bei Play It Again Sam/ / PIAS. (Beitragsbild by Michael Mackay Valentine)
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