Oehl: Lieben wir – Albumreview

Oehl Tim Cavadini

Die Musik von Oehl drängt sich nicht auf – sie fängt auf. Sie umarmt, umhüllt und betört wie ein sanfter Rausch. Melodien fließen, schwingen nach, schmiegen sich an. Nie laut, nie fordernd, aber immer berührend.

von Mia Lada-Klein

Oehl machen Musik, die man nicht einfach nur hört, sondern die sich um einen legt wie ein gut gewebter, melancholischer Schal. Das österreichisch-isländische Musikprojekt um Sänger und Songwriter Ariel Oehl und Musiker Hjörtur Hjörleifsson hat sich seit seinem Debüt „Über Nacht“ (2020) einen Namen gemacht. Gefördert von Herbert Grönemeyer und als Support für ihn unterwegs, beweisen Oehl mit ihrem neuen Album „Lieben wir“, dass sie die sanfte Kunst des Einhüllens perfektioniert haben.

Oehl und ihr Konzeptalbum über die Liebe

Oehl Lieben wir Albumcover

Mit 15 Tracks widmen sich Oehl auf „Lieben wir“ einem der universellsten Themen: der Liebe. Doch wer hier kitschige Plattitüden erwartet, liegt falsch. Oehl zelebrieren die Liebe in all ihren Formen – mal als zarte, fast kindliche Faszination, mal als nachdenkliche Reflexion über Beziehungen und Vergänglichkeit.

Den Auftakt macht ein filmisches Intro, das an Mychael Danna und DeVotchKa erinnert – ein epischer, fast cineastischer Start, der sich wie ein Soundtrack entfaltet. Doch der eigentliche Beginn kommt mit „Weltenuntergang“, einem Feature mit Ami Warning. Der Song fließt sanft vor sich hin, getragen von zurückhaltenden Melodien und dieser bittersüßen, poetischen Melancholie, die Oehl so gut beherrschen.

Minimalismus trifft auf große Emotionen

Musikalisch bleibt „Lieben wir“ der Oehl-Formel treu: Minimalismus mit Tiefe. Reduzierte Beats, sanfte Synth-Flächen und dezente Gitarren kreieren eine intime Atmosphäre, die von Ariel Oehls sanfter, leicht fragiler Stimme perfekt getragen wird. Diese schwebende Leichtigkeit zieht sich durch das gesamte Album – besonders spürbar bei „リンゴ (Lasso)“, einem reinen Instrumentalstück, das sich wie ein federleichter Schleier über einen legt.

„I Love You“ überrascht mit Kinderstimmen und erinnert an John Lennons „Love“, während „Facebook (Demo)“ wieder diesen DeVotchKa-Vibe mitbringt. Und dann wäre da noch „Eine Umarmung“ – ein Feature mit Juli-Sängerin Eva Briegel, das genau so klingt, wie es heißt: wie eine musikalische Umarmung. Nur eben auf der Tanzfläche. Etwas poppiger, etwas schneller, etwas wilder – ein schöner Abschluss.

Ein Album, das sich anschmiegt

„Lieben wir“ ist kein Album für die große Bühne oder den schnellen Konsum. Es ist ein Album, das Zeit und Raum braucht, um sich zu entfalten. Es schmiegt sich an, fließt, lullt ein – aber auf eine Art, die nie langweilig wird. Wer sich auf Oehl einlässt, wird belohnt mit einer musikalischen Reise, die mal bittersüß, mal tröstend, aber immer wunderschön ist.

Oehl veröffentlichen ihr Album „Lieben wir“ am 14. März 2025 via Grönland Records. (Beitragsbild von Tim Cavadini)

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