Der Saxophonist Oded Tzur sucht den Wohlklang und komponiert mit „Isabela“ eine besondere Platte und eine Liebeserklärung
Es ist die nicht Aufgabe von Kunst, schön zu sein. Und die Musik von Oded Tzur ist zweifellos Kunst. Wie der 38-Jährige seine Musik denkt und arrangiert, wie er sie im Zusammenspiel mit Pianist Nitai Hershkovits, Bassist Petros Klampanis und Drummer Johnathan Blake (dieselbe Besetzung wie auf dem ebenfalls großartigen, von Sounds & Books an dieser Stelle besprochenen Vorgänger „Here Be Dragons“) umsetzt, ist so kraftvoll und bemerkenswert, so dringlich und einzig, dass sie sich tief einnistet in Körper und Gedächtnis. Und ja: sie ist auch schön. Denn Tzur sucht den Wohlklang, das Harmonische, die Nähe, die Versöhnung. Erst recht auf dieser neuen, seiner Frau gewidmeten Platte.
Oded Tzur verwebt klassische europäische Musik mit amerikanischen Jazz
Tzur, der aus Tel Aviv über Rotterdam nach New York ging, verwebt klassische Musik aus Europa mit amerikanischem Jazz und der Ragas, dem indischen System melodischer Strukturen. Seine Kraft bezieht er dabei aus der Sanftheit. „Was ich gelernt habe von meinen Lehrern klassischer indischer Musik ist, dass alles ein unendlicher Raum sein kann. Es gibt immer eine noch sanftere Note als die vorherige.“ „Isabela“ ist vollgepackt mit zarten Melodien, federleichten Rhythmen und ausdrucksstarken Soli.
Uneitle Feinfühligkeit
Die fünf Stücke nehmen sich viel Raum für ihre Erzählung. Das Quartett arbeitet mit Mut zur Lücke, lässt Pausen, um einzelne Figuren wirken zu lassen, akzentuiert unaufdringlich und schafft so eine meditative Klanglandschaft, über die das Ohr wandern kann wie das Auge über ein Bild im Museum. Neben Tzurs Saxofon ist es vor allem das Pianospiel Hershkovits, das die Atmosphäre dieser Stücke prägt. Seine perlenden Tastenläufe, vor allem im Spiritual Jazz „The Lion Turtle“ oder im elegischen Titelsong, zeugen von Verspieltheit und einer uneitlen Feinfühligkeit, die selten zu hören ist.
„Isabela“ ist eine vertonte Liebeserklärung. Und man kann gar nicht anders, als sich in diese Musik zu verlieben. Eine besondere Platte. Eine besondere Musik.
„Isabela“ von Oded Tzur erschient am 13.05.2022 bei ECM Records. (Beitragsbild: Albumcover)
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