Auf eine gute Art äußerst merkwürdig muten die Sound-Eskapaden des Londoner Duos O. an – googlebar höchstens, wenn man den Punkt nicht vergisst.
von Michael Thieme
Weirdos halt. Wunderliche, obskure Gestalten. Zumindest akustisch mag das eine zutreffende Selbstbeschreibung sein – was umgangssprachlich eher mit einem Naserümpfen oder verständnislosem Kopfschütteln verbunden wird, ist im kreativen Bereich allerdings durchaus als Auszeichnung zu sehen. Nur mit zwei Instrumenten fahren Joe Henwood am Baritonsaxophon und Tash Keary hinterm Schlagzeug eine klangliche Kulisse auf, in der man noch diverse Helferlein an Tasten, Bässen oder Pedalen vermutet. Anders gesagt: Für zwei Leute klingen O. verdammt fett.
Kreativer Hotspot London
R.I.P. The Comet Is Coming – die anarchistische Jazz/Punk/Techno-Kapelle um Shabaka Hutchings hat uns ja leider verlassen. O. könnten ob ihrer Intensität und Party-Tauglichkeit trotz diverser angenehmer Schrägheiten durchaus in deren Fußstapfen treten. Bewiesen hat das Duo dies bereits im Vorprogramm diverser Post-Punk-Formationen wie Black Midi oder Gilla Band, zu denen O. durchaus passend erscheinen. Doch da ist noch weit mehr, was das Duo mit dem knappen Namen feilbietet: Jazz. House. Metal. Und allerlei, was man für „field recordings“ halten könnte. Pitchfork bringt es auf den Punkt: „For an often-abrasive instrumental band, they know how to start a party.“
Feiern mit O. in Hamburg und Berlin
In Deutschland live überzeugen können sich davon in diesem Jahr wie fast immer nur Menschen in Berlin und Hamburg – letztere sollten sich das Vergnügen einer O.- Show während des Reeperbahn-Festivals am 20.9. nicht entgehen lassen. Wir anderen haben allerdings immer noch diesen Tonträger, der bei jedem Mal abspielen mehr begeistert. Klasse Album.
„WeirdOs“ von O. erscheint am 21.06.2024 bei Speedy Wunderground / PIAS, (Beitragsbild von Holly Whitaker)