North West: Hamburg – Albumreview

North West Credit Ralf Kornmann

North West folgen auf ihrem Debütalbum dem Pop-Handbuch

von Tessa Weitemeier

Die aus Leer stammende Band North West rund um Frontmann Dennis Gall startet gleich mit dem vielversprechenden, titelgebenden Song „Hamburg“ in ihr Debütalbum. Es ist ein musikalisch erwachsener Track, der dennoch spielerisch und leicht klingt. Kurz vor dem Chorus wird er leiser, um dann dort sein volles Potenzial zu entfalten. Ähnlich verhält es sich auch auf dem folgenden Song „I Just Like That“. Anfangs scheint es, als würden North West einem Pop-Musik-Handbuch folgen und gezielt Strategien einsetzen, um die Songs nach Pop klingen zu lassen. Daran ist nichts verwerflich und es sorgt dafür, dass man sich die Lieder gut auf

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einer Livebühne vorstellen kann. Auf „I Just Like That“ wartet am Ende sogar auch noch ein epischer Instrumentalpart auf den Hörer, der beweist, das die junge Band ihr Handwerk versteht.

Feinster Indie-Pop auf „1998“ und „Rosegold Heart“

North West Hamburg Cover DadCan

Auf einigen langsameren Indie-Pop-Balladen wie „1998“ zeigt Pianist Jonas Vehndel sein Können und bringt die sanftere Seite der Band, die wir bereits mit dem Song „Chemicals“ vorgestellt haben, in den Vordergrund. Aus dem emotionalen Piano am Anfang des Songs wird am Ende ein großes Klangbett, das an Songs von Jason Walker oder Jamestown Story erinnert. Die Reihenfolge der Songs ist insgesamt sehr gut gewählt, und obwohl die Strukturen der Lieder sich immer wieder ähneln, wird es nicht langweilig. Nach dem langsameren „1998“ folgt beispielsweise „Rosegold Heart“, ein Indie-Pop-Song, der zeitgemäßer nicht sein könnte. Es wäre nicht verwunderlich, wenn North West sich bald die großen Bühnen mit den Giant Rooks teilen würden.

Mit Geheimzutaten zu einem starken Debüt

Nachdem die Texte zwischenzeitlich etwas ausbaufähig wirken, werden sie zum Ende des Albums wieder deutlich stärker wie zum Beispiel auf „Is This Really True“. Dennis Gall trägt allerdings jeden Text so vor, als würde es für ihn um Leben und Tod gehen und gibt ihm damit immer genug Authentizität. Der letzte Song des Albums „Don’t Wait“ klingt in der ersten Hälfte etwas nach einer Begleitmelodie für ein Jump ’n‘ Run-Computerspiel und passt damit erst nicht wirklich in das restliche Klangbild des Albums. In der zweiten Hälfte ändert sich der Sound allerdings maßgeblich und es fügt sich dann doch wieder alles zusammen.

North West wissen, was sie tun

North West beweisen mit ihrem Debütalbum „Hamburg“, dass sie genau wissen, was sie tun. Gut eingesetzte Harmonien, ein überragendes Schlagzeugspiel von Drummer Sven de Vries und coole Indie-Gitarren von Dennis Gall sind wohl die Geheimzutaten dieses Albums. Aufbruchsstimmung, Mut und ein bisschen Verloren-Sein prägen die Stimmung und passen dabei unerwartet gut zusammen. Ein rundum gelungenes Debüt, von dem man hofft, dass es tatsächlich erst der Beginn von etwas Größerem ist.

„Hamburg“ von North West erscheint am 14.04.2023 bei DadCan/Indigo. (Beitragsbild von Ralf Kornmann)

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