Niels Frevert: Pseudopoesie – Albumreview

Niels Frevert credit Dennis Dirksen

„Pseudopoesie“ heißt das siebte Album von Niels Frevert. Kann der Hamburger Songwriter das hohe Level seiner Vorgänger-Platte „Putzlicht“ halten?

Von Gérard Otremba

Schon der fulminante Einstieg mit dem von Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten „Weite Landschaft“ fängt die Hörer sofort ein. Ein dynamisches Piano, flirrend-treibende Gitarren- und Schlagzeugparts, später ein erhabenes Streicher-Arrangement. Dazu Freverts nachdenklich-melancholischer Text, ein Lied wie eine Offenbarung, eine Anknüpfung und Weiterführung seines 2019 veröffentlichten und von uns ebenfalls rezensierten Albums „Putzlicht“. Ausgerechnet einer der poetischsten deutschen Songwriter nennt also seine neue Platte „Pseudopoesie“. Mit Selbstironie hatte die Benennung allerdings nichts zu tun. Ihn lachte lediglich der Titel des bereits fertigen Songs an, wie Niels Frevert im Interview mit Sounds & Books gesteht.

Niels Frevert und die eleganten Kompositionen

Niels Frevert Pseudopoesie Cover Grönland Records

Besagter Titelsong gehört zu den vielen Höhepunkten dieses wunderprächtigen Albums. Eine sehnsüchtige, an

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Bruce Springsteen und The War On Drugs erinnernde Rock-Pop-Hymne und einer von vielen Repeattastensongs dieser Scheibe. Aber egal, ob der Hamburger Musiker lautere oder leisere Töne anschlägt, stets hat der 55-Jährige die Eleganz einer Komposition im Blick. Und die kann dann schon mal bei „Tamburin“, wie mein Kollege Werner Herpell in seinem Interview mit Niels Frevert ganz richtig anmerkte, wie aus der Feder von Lloyd Cole oder Roddy Frame klingen. Eine bessere Referenz für diesen grandiosen Indie-Songwriter-Gitarren-Pop kann es nicht geben. Frevert hat die zehn neuen Songs mit der Live-Besetzung seiner „Putzlicht“-Band eingespielt, zum ersten Mal bleib seine Band zwischen zwei Alben zusammen, vielleicht auch ein ausschlaggebender Grund für die Griffigkeit der Songs auf „Pseudopoesie“.

Die „Sehnsucht nach der Sehnsucht“

Wie beim lässigen und tanzbaren Groove von „Fremd in der Welt“, wie beim zupackenden und mitsingbaren „Kristallpallast“, der in der Hochphase des Deutsch-Rock der 80er-Jahre ein sicherer Hit geworden wäre. Und dann sind da noch die elend schönen, herzensschweren Balladen wie „Rachmaninow“ und „Träume hören nicht auf bei Tagesanbruch“. Die im Letzteren erwähnten Lichter der Großstadt hinterlassen wie der ganze Song eine tiefe „Sehnsucht nach der Sehnsucht“. Die Sehnsucht an eine frühere Zeit, oder zumindest die Erinnerung daran, gönnt sich Frevert im abschließenden „Ende 17“, wo er ergreifend über sein Leben als Spät-Teenager Mitte der 80er erzählt. Es bleibt dabei, Niels Frevert bleibt auch mit seinem siebten Album „Pseudopoesie“ einer der herausragenden deutschen Songwriter.

„Pseudopoesie“ von Niels Frevert erscheint am 24.03.2023 bei Grönland Records. (Beitragsbild von Dennis Dirksen)  

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Kommentare

  • <cite class="fn">Silvia Ohm</cite>

    Ich freue mich auf das Konzert in Hamburg, auch auf die großartige klebe, als Vorband.

    Ich bin froh , wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten, da ich immer sehr gerne eure Musik Vorschläge höre, plus das riesige Wissen um Künstler und die tolle Ausdrucksweise und Beschreibung der CDS, Bücher etc.
    ( Wir unterstützen in kleinster Form , ehrenamtlich, Künstler mit kleinen Konzerten.
    Aber dadurch bringen wir Kultur aufs Land und zeigen den Menschen die Vielfalt; es gibt mehr als Charts und Hitparaden. )

    Danke dafür mal, von ganzen Herzen .
    Silvia

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